Die “Kain­rad-Methode” oder: 7 Tipps für Stra­te­gie­ar­beit im Manage­ment­team

28. April 2025 von David Koschel
denkmodell Berater*innen David Koschel und Daniela Kainrad

Gute Erfah­run­gen aus frühe­ren Projek­ten brin­gen oft bewährte Metho­den und Prin­zi­pien zurück ins Gedächt­nis. So auch bei uns. Weil die Vorge­hens­weise für unse­ren Kunden so hilf­reich war, teile ich hier eine kurze Anek­dote und ein effek­ti­ves Prin­zi­pi­en­set für erfolg­rei­che Stra­te­gie­ar­beit im Manage­ment­team.

Kürz­lich mode­rierte ich einen Manage­ment­team-Work­shop eines unse­rer lang­jäh­ri­gen Kunden, hier die Perso­nal­ab­tei­lung. Das Gespräch erin­nerte die Teil­neh­men­den daran, nicht nur dienst­leis­tend-reak­tiv zu agie­ren, sondern sich auch stär­ker stra­te­gisch posi­tio­niert aufzu­stel­len. Es wurde der Wunsch geäu­ßert, sich als Manage­ment mehr Raum für Stra­te­gie­ar­beit frei­zu­räu­men. “Wir müssen nur die Kain­rad-Methode wieder­be­le­ben – das hatte gut geklappt damals!” hieß es auf einmal unisono.
Ich: „Welche Methode…?“ Das Team wieder­holte: „Na die Kain­rad-Methode! – Ihre Kolle­gin.“

Dass das Vorge­hen keine Schöp­fung unse­rer Kolle­gin Daniela Kain­rad war, sondern aus der denk­mo­dell „Ausbil­dung Bera­tung und Orga­ni­sa­ti­ons­ent­wick­lung“ stammte, spielte dabei keine Rolle. Sie hatte dieses Team vor drei Jahren in einer Stra­te­gie­re­fle­xion beglei­tet und die verwen­dete Methode hatte einen nach­hal­ti­gen Eindruck hinter­las­sen.

Beim Kunden blieb ihr Vorge­hen als “Kain­rad-Methode” in Erin­ne­rung, tatsäch­lich ging es um Prin­zi­pien syste­mi­scher Stra­te­gie­ent­wick­lung nach Rein­hart Nagel und Rudolf Wimmer, ergänzt um agile Stra­te­gie­an­sätze.

7 Fakto­ren für gute, syste­mi­sche Stra­te­gie­ar­beit

1. Wohl­in­for­mierte Intui­tion anstre­ben

Kombi­nie­ren Sie fundier­tes Wissen mit Bauch­ge­fühl. Nutzen Sie Daten und Erfah­rung, um instink­tive Entschei­dun­gen zu unter­mau­ern. So tref­fen Sie stra­te­gi­sche Entschei­dun­gen mit Weit­blick und Gespür. Darauf verweist auch Gert Gige­renzer in seinem Buch “Bauch­ent­schei­dun­gen”.
Praxis­tipp: Führen Sie ein Entschei­dungs­ta­ge­buch, um Ihre Intui­tion zu schär­fen.

2. Räume für Stra­te­gie­ar­beit schaf­fen

Schaf­fen Sie regel­mä­ßig Zeit und Raum für stra­te­gi­sches Denken. Planen Sie Mini-Klau­su­ren für Ihr Team ein. Nur wer aus dem Tages­ge­schäft austritt, kann die große Perspek­tive einneh­men. Stra­te­gie ist ein akti­ver Prozess und nicht nur ein Plan. Praxis­tipp: Ein Nach­mit­tag Stra­te­gie­re­fle­xion im Monat oder eine quar­tals­weise eintä­gige Stra­te­gie­klau­sur als Manage­ment, wie wir sie bei vielen Kunden beglei­ten.

3. Arbeits­fä­hig­keit des Leitungs­teams sicher­stel­len

Fördern Sie offene Kommu­ni­ka­tion und Vertrauen im Führungs­team. Arbei­ten Sie an Ihrer Team­dy­na­mik und lösen Sie Konflikte konstruk­tiv. Ein star­kes Team ist die Basis für erfolg­rei­che Stra­te­gie­ar­beit. Klärung von Span­nun­gen im Führungs­team ist kein Nice-to-Have, sondern Voraus­set­zung, gemein­sam die eigent­lich kniff­li­gen Themen zu knacken.

Praxis­tipp: Führen Sie monat­li­che Team-Retro­spek­ti­ven ein: Wie erle­ben wir unsere Zusam­men­ar­beit? Was entwi­ckelt sich gut? Was möch­ten wir ändern?

4. Grund­an­nah­men expli­zit machen

Hinter­fra­gen Sie die unaus­ge­spro­che­nen Annah­men in Ihrem Team. Machen Sie impli­zi­tes Wissen über Markt, Kund*innen und Wett­be­werb expli­zit, vor allem aber auch die Hypo­the­sen über die eige­nen Wirk­he­bel. Auf dieser Ebene werden unter­schied­li­che Über­zeu­gun­gen zur stra­te­gi­schen Ausrich­tung besprech­bar, stra­te­gi­sche Optio­nen können gegen­ein­an­der abge­wo­gen werden. Praxis­tipp: Prüfen Sie regel­mä­ßig Ihre zugrun­de­lie­gen­den Annah­men, z.B. als “Aufwärm­übung” in Ihrer Stra­te­gie­klau­sur.

5. Kurz­zy­kli­sche, bear­beit­bare Umset­zungs­pa­kete schnü­ren (OKR)

Setzen Sie Ihre Stra­te­gie in konkrete, über­schau­bare Ziele und Schlüs­sel­er­geb­nisse um. Nutzen Sie agile Metho­den wie OKR (Objec­ti­ves and Key Results). So bleibt Ihre Stra­te­gie flexi­bel, wird engma­schig und akti­vie­rend nach­ge­hal­ten und im Lichte der beob­ach­te­ten Wirkung ange­passt. Praxis­tipp: Imple­men­tie­ren Sie einen vier­tel­jähr­li­chen OKR-Zyklus.

6. Expe­ri­men­tier­freude kulti­vie­ren

Fördern Sie eine Kultur des Auspro­bie­rens und Lernens. Kleine Expe­ri­mente können große Erkennt­nisse liefern und helfen, Risi­ken zu mini­mie­ren. Praxis­tipp: Imple­men­tie­ren Sie einen “Expe­ri­men­tier-Fonds” für inno­va­tive Ideen.

7. Stra­te­gi­sche Flexi­bi­li­tät bewah­ren

Blei­ben Sie offen für Verän­de­run­gen und neue Möglich­kei­ten. Eine zu starre Stra­te­gie kann Chan­cen verpas­sen lassen. Praxis­tipp: Führen Sie vier­tel­jähr­li­che “Stra­te­gie-Checks” ein, um die Ausrich­tung zu über­prü­fen und anzu­pas­sen.

Diese einfa­che, praxis­nahe Stra­te­gie-Suite eignet sich perfekt für den schnel­len Einsatz im Arbeits­all­tag – kompakt, aber wirkungs­voll. Merken Sie sich diese Prin­zi­pien gern als „Kain­rad-Methode“. Aber erwäh­nen sie das schöne Buch “Syste­mi­sche Stra­te­gie­ent­wick­lung”.

Viel Spaß beim Gestal­ten Ihrer indi­vi­du­el­len Stra­te­gie­me­thode!