„Stra­te­gie braucht Haltung“ – Geschäfts­füh­rer Marcus Quin­li­van im Gespräch mit Dr. Almut Wieland-Karimi, Senior Stra­te­gic Advi­sor bei denk­mo­dell

20. Oktober 2025 von Marcus Quinlivan

denk­mo­dell freut sich, seit August 2025 mit Dr. Almut Wieland-Karimi eine erfah­rene Bera­te­rin im Team zu haben. Was reizt sie an der Zusam­men­ar­beit mit denk­mo­dell, welchen Mehr­wert sieht sie – für sich, für denk­mo­dell und vor allem für Kund*innen? Und welche Fragen trei­ben sie zurzeit um? Darüber spricht sie hier im Inter­view mit Geschäfts­füh­rer Marcus Quin­li­van.


Frau Wieland-Karimi, Sie waren viele Jahre in Führungs­po­si­tio­nen der Außen- und Entwick­lungs­po­li­tik tätig. Was hat Sie moti­viert, sich nun bei denk­mo­dell einzu­brin­gen?

Ich kenne denk­mo­dell aus der Kunden­per­spek­tive. Ich habe denk­mo­dell erlebt als eine Bera­tungs­firma, die Stra­te­gie, Trans­for­ma­tion und Haltung glaub­wür­dig mitein­an­der verbin­det. Mich über­zeugt die Kombi­na­tion aus Tief­gang und Prag­ma­tis­mus. denk­mo­dell geht komplexe Themen struk­tu­riert an, aber immer mit Blick auf die Menschen, die davon betrof­fen sind.

Das Team bringt eine beein­dru­ckende Band­breite an Erfah­rung in syste­mi­scher Bera­tung, Orga­ni­sa­ti­ons­ent­wick­lung und Betei­li­gungs­pro­zes­sen mit. In der Zusam­men­ar­beit mit denk­mo­dell sehe ich für mich eine große inhalt­li­che und metho­di­sche Berei­che­rung, auf die ich neugie­rig bin. Zugleich werde ich auch weiter­hin in ande­ren natio­na­len und inter­na­tio­na­len Kontex­ten als Senior Advi­sor arbei­ten.

Was sehen Sie als Mehr­wert Ihrer Rolle – für Sie selbst, für denk­mo­dell und für die Kund*innen?

Für mich persön­lich ist es ein Gewinn, Teil eines Teams zu sein, das Verän­de­rung nicht nur plant, sondern gestal­tet – mit Metho­den, die Betei­li­gung, Refle­xion und Wirkung verbin­den. Ich bringe die Erfah­rung aus inter­na­tio­na­len Orga­ni­sa­tio­nen, poli­ti­schen Kontex­ten und insti­tu­tio­nel­ler Trans­for­ma­tion mit.

Für denk­mo­dell bedeu­tet das eine Erwei­te­rung des Bera­tungs­port­fo­lios: eine stär­kere Verbin­dung zu außen- und entwick­lungs­po­li­ti­schen Themen, aber auch zu stra­te­gi­schen Prozes­sen in global agie­ren­den Orga­ni­sa­tio­nen. Gerade in diesen trans­for­ma­ti­ven Zeiten suchen Orga­ni­sa­tio­nen neue Wege, wenn es etwa um Digi­ta­li­sie­rung und Kommu­ni­ka­tion geht. Sie müssen neue Schwer­punkte entwi­ckeln und neue Finan­zie­rungs­quel­len erschlie­ßen. Da kann ein erfah­re­ner Blick von außen helfen.

Und für Kund:innen kann es ein echter Mehr­wert sein, weil sie eine Person an ihrer Seite haben, die sowohl poli­ti­sche und inter­na­tio­nale Dyna­mi­ken versteht, als auch weiß, vor welchen Heraus­for­de­run­gen Orga­ni­sa­tio­nen in komple­xen Verän­de­rungs­pro­zes­sen stehen. Auch kann ich Führungs­per­sön­lich­kei­ten aufgrund meiner eige­nen Erfah­rung als Spar­rings­part­ne­rin zur Seite stehen.

Wie passt Ihr Weg in der inter­na­tio­na­len Poli­tik zu Ihrer Arbeit bei denk­mo­dell?

Sehr gut! Denn Betei­li­gung war in meiner Arbeit, ob in Kabul, Washing­ton oder Berlin, immer ein zentra­ler Faktor für nach­hal­tige Entwick­lung und Verän­de­rung. denk­mo­dell steht genau für diesen Ansatz: parti­zi­pa­tiv, syste­misch und darauf ausge­rich­tet, Menschen aktiv in Verän­de­rungs­pro­zesse einzu­be­zie­hen. Mich begeis­tert, dass wir hier keine vorge­fer­tig­ten Antwor­ten liefern, sondern gemein­sam mit unse­ren Kund:innen Räume schaf­fen, in denen neue Perspek­ti­ven und Lösun­gen entste­hen können.

Beson­ders an den Schnitt­stel­len zwischen inter­na­tio­na­len Bezie­hun­gen, Nach­hal­tig­keit und Orga­ni­sa­ti­ons­ent­wick­lung sehe ich großes Poten­zial. Viele Insti­tu­tio­nen – von Minis­te­rien über Stif­tun­gen bis hin zu inter­na­tio­na­len Orga­ni­sa­tio­nen – stehen vor der Heraus­for­de­rung, ihre Stra­te­gien an ein sich rasch verän­dern­des, komple­xes Umfeld anzu­pas­sen. Dazu gehö­ren Mut und der Wille, sich neue Formen der Zusam­men­ar­beit zu erschlie­ßen. Es geht darum, Dyna­mi­ken zu verste­hen, Brücken zu bauen und sowohl hand­lungs­fä­hig als auch resi­li­ent zu blei­ben.

Ich möchte dazu beitra­gen, dass wir bei denk­mo­dell stra­te­gi­sche Bera­tung mit globa­ler Perspek­tive weiter­ent­wi­ckeln, indem wir die großen Fragen unse­rer Zeit mit den konkre­ten Heraus­for­de­run­gen unse­rer Kund:innen verbin­den. Ich freue mich auf die Zusam­men­ar­beit in einem inter­dis­zi­pli­nä­ren Team. Denn so entste­hen Stra­te­gien, die nach­hal­tig wirken und Orga­ni­sa­tio­nen zukunfts­fä­hig machen.

Welche Themen trei­ben Sie aktu­ell am meis­ten um?

Das sind in der Tat einige. Lassen Sie mich zwei heraus­grei­fen: Die inter­na­tio­nale Ordnung, so wie wir sie kann­ten und die maßgeb­lich von west­li­chen Mäch­ten gestal­tet wurde, exis­tiert nicht mehr. Unsi­cher­heit ist zurzeit die einzige Konstante. Wir bewe­gen uns in Rich­tung einer multi­po­la­ren Welt, jedoch stecken wir noch mitten in einer Trans­for­ma­ti­ons­phase. ‚Big boys‘ bzw. auto­ri­täre Herr­scher haben zuneh­mend das Sagen. Ich frage mich wie wir Errun­gen­schaf­ten wie Demo­kra­tie, Soli­da­ri­tät, Multi­la­te­ra­lis­mus und Dialog­fä­hig­keit in die neu entste­hende Ordnung hinüber­ret­ten können.

Die andere große Frage stelle ich mir in Bezug auf unsere eigene deut­sche und euro­päi­sche Verfasst­heit. Hier sehe ich großen Hand­lungs­be­darf: Wie über­win­den wir den Reform­stau, bauen Büro­kra­tie ab und trei­ben digi­tale Trans­for­ma­tion und Klima­schutz wirk­lich voran? Und wie gelingt es uns, Künst­li­che Intel­li­genz so einzu­set­zen, dass sie unsere Gesell­schaft stärkt und posi­tiv gestal­tet statt sie zu spal­ten?

Zum Schluss noch eine persön­li­che Frage: Sie haben in verschie­de­nen Ländern gelebt und gear­bei­tet. Was würden Sie sagen, ist Ihre ganz persön­li­che „Super­kraft“ im Gepäck?

Wahr­schein­lich eine Mischung aus Gelas­sen­heit und stra­te­gi­scher Geduld. Beides hilft, wenn Dinge anders laufen als geplant, was inter­na­tio­nal ja eher der Normal­fall ist. Ich habe gelernt, dass Zuhö­ren oft wich­ti­ger ist als Reden, und dass eine gute Portion Humor Brücken bauen kann, wo Argu­mente manch­mal schei­tern. Und falls gar nichts mehr hilft: Ein grüner Tee und ein Flip­chart mit Stif­ten können Wunder wirken.

Ich danke Ihnen für das Gespräch!


Über Dr. Almut Wieland-Karimi

Dr. Almut Wieland-Karimi ist Senior Stra­te­gic Advi­sor bei denk­mo­dell und berät seit vielen Jahren Orga­ni­sa­tio­nen im In- und Ausland zu Stra­te­gie, Wandel und inter­na­tio­na­ler Zusam­men­ar­beit. Zuvor leitete sie das Zentrum für Inter­na­tio­nale Frie­dens­ein­sätze (ZIF) und arbei­tete in führen­den Funk­tio­nen der Fried­rich-Ebert-Stif­tung in Afgha­ni­stan und den USA. Sie ist Beirä­tin der Stif­tung Merca­tor, des UN Peace­buil­ding Funds und von Weathe­ring Risk/adelphi.

Photo von Nadine Sten­zel ©NADINE STEN­ZEL PHOTO­GRA­PHY