Alles Zufall? – Oder haben Führungskräfte einen Einfluss auf die Performance ihres Teams?
3. Mai 2018 von Philipp Scharff
Häufig werden wir gefragt, ob man als Führungskraft überhaupt etwas tun kann, um die Performance des eigenen Teams zu verbessern. Schließlich gibt es da ja die spezielle Dynamik in Teams, die komplexen Individuen und die sich ständig verändernden Rahmenbedingungen, etc. Es stellt sich letztlich die Frage: Sind erfolgreiche Teams nicht vielleicht eher ein Produkt des Zufalls?
Unsere Antwort: Wenn der Zufall es richtet – schön (aber selten)! Wenn nicht: Vielleicht finden auch Sie und Ihr Team die folgenden Fragen nützlich…
Anregungen und Impulse für leistungsfähige Teams und ihre Führungskräfte
Erfolgreiche Teams – das heißt, Teams mit einer hohen Produktivität, hoher Kundenzufriedenheit, hoher Leistungsbereitschaft, hoher individueller Zufriedenheit und niedriger Fluktuation – haben klare Antworten auf die folgenden vier Fragen:
- Wozu gibt es uns? Was ist unser Sinn und was sind unsere Ziele?
- Welche Prozesse und Standardkommunikation benötigen wir, um diese Ziele zu erreichen oder unserem Sinn nachzukommen?
- Wer hat welche Rolle und wer übernimmt wofür Verantwortung?
- Wie gehen wir als Kolleg/innen und Menschen miteinander um?
Schauen wir einmal genauer hin.
1.) Ziele / Sinn schärfen – auf Team- und Individualebene
Auf der Ebene der Ziele haben erfolgreiche Teams eine hohe Klarheit darüber, WOZU es sie gibt – die eigene Daseinsberechtigung sozusagen. Denn ein Team (das wird manchmal vergessen) definiert sich über gemeinsame Ziele (Wozu), die nur gemeinsam (also in gegenseitiger Abhängigkeit) erreicht werden können. .
Die folgende Frage scheint eventuell auf den ersten Blick trivial. Doch könnten Sie in 20 Sekunden beschreiben, wozu es Ihr Team wirklich gibt? Welchen Kundennutzen möchten Sie stiften? Welchen Beitrag zum Unternehmenserfolg Sie genau leisten möchten? Und wie verbindet sich das mit den individuellen Zielen der Mitarbeitenden? (weitere Anregung zur Motivation von Mitarbeitenden finden Sie hier).
Häufig begegnen wir Teams, in denen die individuellen Auffassungen über das „Wozu“ auf Nachfrage höchst unterschiedlich sind. Da hat Gabriela das Verständnis, dass möglichst viele Teilnehmende gewonnen werden sollen, Thomas hat verstanden, dass es in erster Linie darum geht, ein inhaltlich anspruchsvolles Angebot zu machen und Julia ist der Auffassung, dass es darum geht, möglichst viele Partner einzubinden. Welche Auswirkungen das auf die Zusammenarbeit hat, können Sie sich sicher vorstellen…
Ziele und vor allem individuelle Vorstellungen und Verständnisse von Zielen führen sehr schnell ein Eigenleben. Als Führungskraft können Sie darauf achten, immer wieder ein gemeinsames und geteiltes Verständnis der aktuellen Ziele herzustellen. Damit der Kompass klar ist.
2.) Prozesse und Standardkommunikation – Fragen für Führung und Team
„Wer muss mit wem worüber sprechen, um unser Ziel erfolgreich zu erreichen?“ Dies ist auf dieser Betrachtungsebene eine zentrale Frage. Teamarbeit ist häufig durch eine Vielzahl von Meetings geprägt. Und auch Meetings haben eine Tendenz, sich natürlich zu vermehren… In manchen Organisationen geht das so weit, dass Mitarbeitende kaum noch dazu kommen zu arbeiten, weil sie ständig von Meeting zu Meeting laufen (und dann während der Meetings versuchen, ihre Arbeit zu erledigen…).
Helfen kann hier eine Inventur der eigenen Meetings: Angenommen es gäbe dieses Meeting nicht, was würde dann passieren? Ist eigentlich allen klar, wozu das Meeting abgehalten wird? Sind wirklich (nur) die Personen anwesend, die gebraucht werden? Was könnte nicht besprochen werden, wenn das Meeting nur halb so lange dauern würde? Ist dies ein Entscheidungs- oder ein Informationsmeeting? Wie kommen wir zur Agenda und gehören wirklich alle Punkte darauf in diese Runde? Etc. (weitere Hinweise zur effektiven, effizienten und sinnvollen Gestaltung von Meetings finden Sie hier)
Wenn wir diese (und weitere) Fragen mit Führungskräften durchgehen, dann entsteht häufig ein Schmunzeln auf den Gesichtern. „Erstaunlich, da machen wir seit Jahren diesen Jour Fixe und haben uns so daran gewöhnt, dass wir gar nicht gemerkt haben, dass wir die Hälfte der Punkte viel besser in anderen Konstellationen besprechen können…“
Und wie sehen Ihre Meetings aus?
3.) Rollen und Verantwortungen – schaffen Sie Klarheit
Würden beim Fußball alle 11 Spieler/innen im Tor stehen, dann käme zum einen wenig Spielfreude auf und zum anderen wäre es schwer möglich, so ein Spiel oder eine Meisterschaft zu gewinnen. Teams brauchen verteilte Rollen und Verantwortlichkeiten – wer hat den Hut auf und wofür?
Rollen beziehen sich dabei sowohl auf inhaltliche Rollen (Ich kümmere mich um die Akquise, Du Dich um die Produktion) als auch informelle Rollen (Koordinator/innen, Antreiber/innen, Netzwerker/innen, Umsetzer/innen, Erfinder/innen, etc.). Ein Thema, das uns oft begegnet, ist dass die gegenseitigen Erwartungen aneinander nicht ausreichend klar sind. Die Kernfrage hier lautet: „Was erwarte ich von Dir (in Deiner Rolle in diesem Team), damit ich meine Arbeit gut machen kann?“
Zu dieser Frage Austausch und Klärung zu schaffen, ist für viele Teams ausgesprochen wertvoll. Nicht selten sind uns die an uns gestellten Erwartungen nicht klar. Häufig hat man sich auf Überschriften geeinigt, z.B. „verlässliche Zuarbeit“. Aber was bedeutet für Sie verlässlich? Und für Ihre Kollegin? Hier gehen die Konzepte, die wir von Begriffen wir „Verlässlichkeit“, „Pünktlichkeit“, „Professionalität“, „Respektvoll“, „Führung“, (die Liste ließe sich unendlich fortsetzen) sehr weit auseinander. Teams profitieren sehr davon, hinter die Überschriften zu schauen und ein tatsächliches Verständnis davon zu erlangen, was der/die andere denn tatsächlich damit meint.
Sind diese Vorstellungen nicht geklärt, kann das gravierende Auswirkungen haben – bis hin zu schweren Konflikten in Teams.
4.) Beziehungskultur – Vertrauen und der Umgang mit Fehlern als Schlüsselelemente
Erfolgreiche Zusammenarbeit gedeiht auf dem Boden von Vertrauen. Auch im 21. Jahrhundert, auch mit Smartphones und fliegenden Taxis bleiben wir Menschen, die zu einer Gruppe gehören, gesehen, ernstgenommen, gehört werden möchten.
Wie gestalten Sie und Ihr Team die Beziehungskultur? Wer setzt sich bei strittigen Diskussionen durch? Was geschieht bei Fehlern? Wo lernen Sie voneinander? Welche Rituale haben Sie, um Erfolge zu feiern? Wie gehen Sie mit Konflikten um? Welche Räume gibt es, um sich gegenseitig kritische und positive Rückmeldungen zu geben?
Vertrauen entsteht unter anderem durch Begegnung, Verlässlichkeit, Kontakt zwischen Menschen. Als Führungskraft können Sie auch hierfür Räume schaffen und Sie haben einen herausgehobenen Einfluss auf die Kultur, die Sie in Ihrem Team miteinander pflegen (hier können Sie noch mehr über den Weg hin zu einer Fehlerkultur in Organisationen lesen).
Unsere Einladung an Führungskräfte
Wenn Sie also die Leistungsfähigkeit Ihres Teams verbessern möchten, ist unsere Einladung, dass Sie sich den oben genannten Fragen alleine und auch gemeinsam mit Ihrem Team stellen. Unsere Erfahrung: Das kann richtig Spaß machen! Und den wünschen wir Ihnen dabei.
Übrigens: Wenn Sie das Thema Führung interessiert, dann schauen Sie doch mal hier rein: Führungskräfteentwicklung bei denkmodell.