Hilfe – wo sind meine Teilnehmer*innen?
3. März 2016 von Fabian Zimmermann
Das Training soll in fünf Minuten beginnen und niemand ist da… Nein, ich sitze nicht im falschen Raum und ich habe mich auch nicht im Tag geirrt. Warum alle Stühle leer bleiben? Meine Teilnehmenden sitzen in Dublin, Helsinki und Dortmund. Nur ich, der Moderator bzw. Trainer, sitze in Berlin und schaue auf leere Stuhlreihen und in die Kamera.
Training per Kamera – geht das?
Virtuelle Meetings sind längst Routine, aber ein virtuelles Training? Distance Learning im wahrsten Sinne des Wortes. Geht das? Als mich die Anfrage eines Kunden nach einem virtuellen Training zum Thema „Feedback und Gesprächskultur“ erreichte, war ich zugegebenermaßen skeptisch. Heute ist mein Fazit weit positiver als erwartet: Zwar kann man die persönliche/reelle Kommunikation mit Teilnehmenden mit keiner Technik der Welt komplett ersetzen, aber unmöglich ist die Durchführung eines solchen Workshops trotzdem nicht – zumindest wenn ein paar Dinge beachtet werden.
Das wichtigste bei einem virtuellen Training ist die Technik, also ein geeignetes Videokonferenzsystem, und die Beherrschung des selbigen. Trainer*in und Teilnehmende müssen versiert mit der Kamera umgehen können und schnell auch Einzelschaltungen vornehmen, um z.B. in Gruppen arbeiten zu können. Der Einsatz von Flipcharts ist dabei zwar theoretisch möglich, aber zeitraubend und anstrengend. Auch wenn wir bei Präsenztrainings meist komplett darauf verzichten: Für virtuelle Trainings ist PowerPoint die bessere Wahl. Eine Präsentation mit allen Inhalten und Anweisungen für Gruppenarbeiten wird direkt auf die Bildschirme der Teilnehmenden übertragen – und auchVisualisierungen lassen sich mit gängiger Software darin vornehmen. Als Trainer*in spart man sich eine Aufmerksamkeitshürde mehr, denn die Teilnehmenden „virtuell“ im Blick zu haben ist ohnehin schon schwieriger, als wenn sie vor einem sitzen.
Die größte Gefahr eines virtuellen Trainings ist, dass dieses einer langweiligen Besprechung gleicht. Teilnehmende drohen parallel andere Dinge zu erledigen oder in ihrer Aufmerksamkeit anderweitig abzuschweifen. Ich empfehle daher, den potentiellen „Besprechungsmodus“ aktiv zu verlassen. Auch wenn es im ersten Moment seltsam anmutet, Trainer*in oder Moderator*in sollte sich nicht hinter dem Laptop verstecken, sondern stehend auf die Bühne begeben! Wenn Sie selbst aktiv sind, werden es auch die Teilnehmenden mit größerer Wahrscheinlichkeit sein. Scheuen Sie sich auch nicht vor Gruppenarbeiten und Energizern und sprechen Sie Teilnehmende gezielt an. Virtuelle Teilnehmende neigen dazu, in einen passiven, rein zuhörenden Modus zu verfallen und wollen regelmäßig „geweckt“ werden.
Und was, wenn alle gleichzeitig reden? Hier haben sich vereinbarte Handzeichen für Fragen und Bestätigungen bestens bewährt. Wenn sich die Teilnehmenden gegenseitig auf ihren Bildschirmen sehen können (und nicht nur den*die Trainer*in und die Präsentation), vereinfacht das die Abstimmung zusätzlich.
Mein persönliches Fazit: Je nach Zielsetzung haben virtuelle Trainings zwar ihre Grenzen und sollten auch nicht länger als einen Tag dauern, vieles ist aber auch virtuell prima vermittelbar. Wenn die Technik mitspielt und man als Trainer*in mit Elan bei der Sache ist, lassen sich auch virtuell spannende Trainings gestalten. Also, trauen Sie sich ruhig…