„Die Lösun­gen liegen immer schon in den Köpfen der Betei­lig­ten“

2. März 2023 von Kirsten Mieves

Stef­fen Bahn­sen ist Führungs­kräf­te­coach, ausge­bil­det in Design Thin­king und zerti­fi­zier­ter Orga­ni­sa­ti­ons­ent­wick­ler. Er unter­stützt denk­mo­dell frei seit 2018; seit Okto­ber 2022 ist er fest im denk­mo­dell-Team. Im Inter­view erzählt er vom Troja­ni­schen Pferd, dem Spaß an der Orga­ni­sa­ti­ons­ent­wick­lung und warum er sich als Lotsen sieht.

Portrait-Bild von Steffen Bahnsen
Stef­fen Bahn­sen ist Design Thin­ker und Orga­ni­sa­ti­ons­ent­wick­ler

Stef­fen, warum bist du Orga­ni­sa­ti­ons­ent­wick­ler gewor­den?

Ich habe Design Thin­king am Hasso-Platt­ner-Insti­tut studiert und war im Anschluss dort Trai­ner für Design Thin­king, Change, Stra­te­gie-Imple­men­tie­rung und Inno­va­ti­ons­ma­nage­ment. Damit war ich in einer Art Bera­ter­rolle und habe einen Unter­bau gesucht, wollte wissen, was es links und rechts noch gibt. 2017 habe ich dann eine Ausbil­dung für Orga­ni­sa­ti­ons­ent­wick­lung gemacht.

Wie hängen Design Thin­king und Orga­ni­sa­ti­ons­ent­wick­lung für dich zusam­men?

Zunächst ist es so, dass es viele Über­schnei­dun­gen zwischen Design Thin­king und syste­mi­scher Orga­ni­sa­ti­ons­ent­wick­lung gibt: Bei beiden geht es um das Innere der Menschen, itera­ti­ves Handeln, Stra­te­gie­ent­wick­lung und Kommu­ni­ka­tion in komple­xen Prozes­sen.

Zudem war Design Thin­king für mich wie ein Troja­ni­sches Pferd, das ganz viel ins Rollen gebracht hat. Von: „Wir machen hier nur Design Thin­king“ zu: „Wie hängen die Dinge vonein­an­der ab, welche Auswir­kun­gen haben sie?“ Komplexe Systeme begeis­tern mich. Ich fand Orga­ni­sa­tio­nen schon immer span­nend, weil sich dutzende, hunderte oder tausende Menschen orga­ni­sie­ren müssen, um eine Vision zu verfol­gen. Du schraubst hier an einer Stelle, und da hinten passiert etwas. Man muss Abhän­gig­kei­ten und Einflüsse immer wieder neu auslo­ten, kann sich nicht auf ein Rezept verlas­sen. Und da kommt die Orga­ni­sa­ti­ons­ent­wick­lung ins Spiel.

Was macht dir beson­ders Spaß an der Orga­ni­sa­ti­ons­ent­wick­lung?

Durch Impulse mitzu­ge­stal­ten! Chan­cen und Ideen durch meine Anwe­sen­heit sicht­bar zu machen. Und dann zu sehen, wie sich da eine Rich­tung ändert oder etwas verbes­sert wird. Wenn ich dazu beitra­gen kann, dass die Menschen glück­li­cher sind und gern arbei­ten. Es gibt nichts Produk­ti­ve­res als einen glück­li­chen Mitar­bei­ter oder eine glück­li­che Mitar­bei­te­rin. Dafür ist entschei­dend, dass man sich zwischen­mensch­lich begeg­net und sich fragt: Was können wir tun, damit wir gut zusam­men­ar­bei­ten können? Und wenn alle gerne machen, was sie tun, dann braucht‘s mich gar nicht mehr. Und das wäre auch schön (lacht).

„Es gibt nichts Produk­ti­ve­res als glück­li­che Mitar­bei­tende.“

Was siehst du aktu­ell als die größ­ten Schmerz­punkte?

Auf der indi­vi­du­el­len Ebene: Viele Menschen sind nicht acht­sam und erlau­ben sich nicht, in Ruhe Kraft zu schöp­fen und dann ihre Aufga­ben zu machen. Sie hetzen ihren Aufga­ben hinter­her und haben keine Kapa­zi­tä­ten mehr. Sie schlep­pen ihren Ruck­sack der Vergan­gen­heit mit, anstatt ihn mal abzu­wer­fen und im Hier und Jetzt zu sein.

Auf Team­ebene gelingt es oft nicht, das Verständ­nis für den ande­ren in das eigene Verhal­ten mit aufzu­neh­men. „Ja, ich versteh dich ja, aber hör mir jetzt mal zu!“ ist ein Satz, den ich oft höre. Anstatt zu sagen: „Ich nehme mir jetzt Zeit für deinen Stand­punkt.“ Ich muss mir das ja nicht anzie­hen, aber ich muss erst­mal zuhö­ren und versu­chen, die Gründe des ande­ren nach­zu­voll­zie­hen. Daran hapert es oft: an empa­thi­scher Kommu­ni­ka­tion im Team.

In der Gesamt­or­ga­ni­sa­tion ist es oft so, dass Geld und Gewinn­ma­xi­mie­rung als Wert gese­hen werden, aber nicht der Wert an sich. Ich höre oft: „Wir müssen ja Geld verdie­nen!“ Und frage mich: „Und warum macht ihr spezi­ell das hier, um Geld zu verdie­nen? Konzen­trie­ren wir uns doch auf die Wert­schöp­fung, auf das, was Syner­gien und Mehr­werte schafft.“ Große Firmen mit star­ken Werten und fried­li­chen Bezie­hun­gen können riesen­große Effek­ti­vi­täts­ma­schi­nen sein. Deshalb finde ich Unter­neh­men auch beson­ders span­nend.

Wie kannst du als Orga­ni­sa­ti­ons­ent­wick­ler Unter­neh­men am besten unter­stüt­zen?

Das Ziel meiner Bera­tung ist, Unter­neh­men zukunfts­si­cher aufzu­stel­len. Sie robust zu machen für eine lange Zeit­spanne. Als Bera­ter braucht man den Blick fürs große Ganze und Acht­sam­keit für Details. Man muss zuhö­ren können. Und braucht Empa­thie für das, was alles hoch­kommt. Die Lösun­gen für die Heraus­for­de­run­gen liegen immer schon in den Köpfen der Betei­lig­ten. Man geht mit Vertrauen und Methode an die Menschen heran und macht klar: „Wir entwi­ckeln das jetzt hier gemein­sam“. Wie ein Lotse auf einem Boot in schwie­ri­gem Fahr­was­ser: „Du kennst dein Schiff, ich kenne das Fahr­was­ser und habe Navi­ga­ti­ons­in­stru­mente – zusam­men navi­gie­ren wir hier durch, und dann steige ich wieder von Bord.“

Mehr über Stef­fen Bahn­sen erfah­ren Sie hier auf seinem Team-Profil: https://denkmodell.de/ueber-uns/steffen-bahnsen/