Lernende Orga­ni­sa­tio­nen – lernende Demo­kra­tie

28. Februar 2018 von Carla Riedel

„Resi­li­enz – Betei­li­gung verwur­zeln in Orga­ni­sa­tion und Demo­kra­tie“ – unter dieser Über­schrift fand  vom 11. bis 19. Januar 2018 die 11. Loccu­mer Proce­dere-Werk­statt­ta­gung statt. In diesem Blog­ar­ti­kel teile ich einige persön­li­che Eindrü­cke mit Ihnen.

Als Mode­ra­to­rin kann ich nicht ganz umhin den metho­di­schen Blick zu Anfang zu stel­len. Mein Fazit: Es ist sehr gut gelun­gen, die Tagung abwechs­lungs­reich zu gestal­ten. Es gab wert­volle Impulse im Wech­sel mit der Möglich­keit eines inten­si­ven Austauschs zwischen zum Teil recht unter­schied­li­chen Ansät­zen und Menschen. Das hat die Teil­nahme für mich wert­voll gemacht. Die Tagung war derge­stalt aufge­baut, dass zunächst Zeug/innen zu Wort kamen, um im Anschluss im „Vitamin-B-Café“ die Gele­gen­heit zu bieten, das Thema zu vertief­ten, sich kennen­zu­ler­nen und auszu­tau­schen. Unter der Über­schrift „Theo­rie hilft“ gab es dann am zwei­ten Tag einige Inputs, gefolgt von Berich­ten über prak­ti­sche Erfah­run­gen und immer wieder Refle­xi­ons­run­den im klei­ne­ren Kreis zur Verar­bei­tung des Gehör­ten.

Aber warum ist Resi­li­enz rele­vant und was bedeu­tet das über­haupt?

Resi­li­enz lässt sich mit „Wider­stands­fä­hig­keit“, „Anpas­sung“ oder auch „Rege­ne­ra­tion“ über­set­zen. Als Begriff­lich­keit inner­halb von Orga­ni­sa­ti­ons­ent­wick­lung und Perso­nal beschreibt Resi­li­enz häufig die Fähig­keit einer Person oder Orga­ni­sa­tion, Phasen star­ker Belas­tung und Krisen wie schwere Krank­hei­ten, lange Arbeits­lo­sig­keit o.ä. ohne nach­hal­tige Folgen zu über­ste­hen. Bei der Tagung ging es um die Frage, wie sich Parti­zi­pa­tion als Grund­lage demo­kra­ti­schen Handelns so in Struk­tu­ren von Orga­ni­sa­tio­nen und Insti­tu­tio­nen veran­kern lässt, so dass sie das persön­li­che Enga­ge­ment einzel­ner über­dau­ert. Es ging also quasi um die „Resi­li­enz­för­de­rung“ von Orga­ni­sa­tio­nen und (Teilen) der Gesell­schaft.

Denn das ist häufig ein Problem: Es gibt viele profes­sio­nelle und ehren­amt­li­che Akteur/innen, die sich dafür einset­zen, Betei­li­gung als die Grund­lage demo­kra­ti­scher Prozesse in Unter­neh­men, Orga­ni­sa­tio­nen oder auch im Gemein­we­sen zu stär­ken. Oft hängen die Erfolge jedoch stark am Enga­ge­ment einzelner/weniger Menschen, Betriebs­räte oder ande­rer Grup­pen. Wie lassen sich derar­tige Bemü­hun­gen also verste­ti­gen? Eine Frage, die sowohl in Orga­ni­sa­tio­nen und Unter­neh­men als auch auf der gesamt­ge­sell­schaft­li­chen Ebene an Rele­vanz gewinnt. Ehrgei­zi­ges Ziel des ersten Tages daher: „Wenn alles gut läuft, haben Sie/ habt ihr am Ende des Tages mehr Fragen als jetzt“.

Demo­kra­tie­ver­dros­sen­heit – ein Mangel an Resi­li­enz?

Und ich hatte tatsäch­lich mehr Fragen als Antwor­ten. Lässt sich eine gewisse Demo­kra­tie­ver­dros­sen­heit mancher Menschen dadurch erklä­ren, dass sich die Insti­tu­tio­nen, Prozesse und Struk­tu­ren nicht mit den Bedürf­nis­sen der Bürger/innen und den Erfor­der­nis­sen der Zeit weiter­ent­wi­ckelt haben? Wie könnte dies gelin­gen? Und wie lassen sich  Erkennt­nisse aus diesem Bereich in nütz­li­cher Weise mit Wissen aus der Orga­ni­sa­ti­ons­ent­wick­lung verbin­den?

Demo­kra­tie ist kein Liefer­ser­vice –  Orga­ni­sa­ti­ons­ent­wick­lung auch nicht

Theo­re­tisch ist das alles nichts Neues. Und dennoch müssen Menschen Gestal­tungs­er­fah­run­gen selbst gemacht haben, damit Betei­li­gung funk­tio­nie­ren kann. Ansons­ten stößt man oft auf Resi­gna­tion und Abwehr. Dies gilt genauso im Gemein­we­sen, in der gewerk­schaft­li­chen Arbeit wie auch in orga­ni­sa­tio­na­len Verän­de­rungs­pro­zes­sen. „Parti­zi­pa­tion darf kein Schön­wet­ter­phä­no­men sein“ war auf der Tagung zu hören – das Verständ­nis, dass Betei­li­gung ein ganz zentra­les Erfolgs­kri­te­rium von Verän­de­rungs­pro­zes­sen ist. In der Praxis sicher oftmals heraus­for­dernd, aber lohnens­wert im Sinne der Nach­hal­tig­keit! Demo­kra­tie erfor­dert Betei­li­gung, sich einlas­sen, Anstren­gung – sie ist kein Liefer­ser­vice. Glei­ches gilt für Orga­ni­sa­ti­ons­ent­wick­lungs­pro­zesse.