Metho­den­im­pulse für Refle­xion & Planung – täglich, jähr­lich & in der Bera­tung

28. Januar 2019 von Desiree Bösemüller

Zu Jahres­ende oder Jahres­an­fang finden viele Menschen oft ein wenig Ruhe und Zeit für eine Refle­xion – Was war? Was ist? Was kann?. Auch bei denk­mo­dell gehört Refle­xion in den „typi­schen“ Bera­tungs­all­tag. Der „Gestalt-Ansatz“, mit dem wir arbei­ten, empfielt, jeden Prozess abzu­schlie­ßen – beispiels­weise mit einer Refle­xion. Wir glau­ben, dass es diesen „Abschluss“ braucht, um nicht irgend­wann „verstopft“ und mit vollem Kopf von einem Projekt zum nächs­ten zu hetzen.

In diesem Blog­ar­ti­kel möch­ten wir Ihnen ein paar Impulse für persön­li­che Refle­xi­ons­räume an die Hand geben – manche Übun­gen eignen sich für das tägli­che Reflek­tie­ren, andere sind eher „lang­fris­tig“.

Lebens­hüte

Eine Methode für die jähr­li­che Refle­xion und Planung ist die persön­li­che Jahres­pla­nung von Lothar J. Seiwert (vgl. Lothar J. Seiwert: Wenn du es eilig hast, gehe lang­sam – das neue Zeit­ma­nage­ment in einer beschleu­nig­ten Welt, campus Verlag, 2000, S. 129ff.). Dabei wird als Ausgangs­punkt das Balance Modell mit den vier Lebens­be­rei­chen Körper, Leis­tung, Kontakt und Sinn empfoh­len sowie das Konzept der Lebens­rol­len. Es ist recht einfach:

Sie über­le­gen sich, was Sie in den jewei­li­gen Berei­chen errei­chen wollen (seien Sie dabei so spezi­fisch, realis­tisch und dennoch ambi­tio­niert wie möglich und halten Sie fest, woran Sie erken­nen, dass Sie Ihr Ziel erreicht haben). Dann über­le­gen Sie sich, welche Lebens­hüte bzw. Lebens­rol­len Sie beglei­ten (Sind Sie beispiels­weise Bera­tende? Partner*in? Mutter/Vater?) – notie­ren Sie diese Hüte und halten Sie auch hier fest, was sie konkret tun oder anders machen möch­ten. Schauen Sie mindes­tens quar­tals­weise im Jahr auf Ihre Refle­xion und lassen Sie sich dadurch moti­vie­ren. Am Ende des Jahres kann dann die Gesamt­schau erfol­gen – Wo stehen Sie jetzt? Was ist aus den Plänen gewor­den? Wo gab es Verän­de­run­gen, wo nicht und warum?

Level 10 Life

Eine weitere, den Lebens­hü­ten sehr ähnli­che Methode, ist „Level 10 Life“ – vor allem unter der jünge­ren Gene­ra­tion in Zusam­men­hang mit dem „Bullet Jour­na­ling“ bekannt.

Foto von einem Notizhefts mit dem Thema „Level 10 Life“
Copy right: einfach-lili­en­haft, https://www.einfach-lilienhaft.de/

Bei dieser Methode geht es darum, die für Sie wich­tigs­ten Lebens­be­rei­che zu iden­ti­fi­zie­ren, für die Sie dann wiederum spezi­fi­sche, realis­ti­sche und ambi­tio­nierte Ziele fest­hal­ten (immer mit quali­ta­ti­ven oder quan­ti­ta­ti­ven „Mess­grö­ßen“ – um über­prü­fen zu können: Habe ich mein Ziel erreicht?).

Lebens­be­rei­che könn­ten dabei sein: Gesund­heit, Finan­zen, Liebe, Acht­sam­keit, Freunde, Physi­sche Umge­bung, Spaß, persön­li­che Entwick­lung…

Zu Beginn des Jahres geht es nach Bauch­ge­fühl: Auf einer Skala von 1–10, wo stehe ich jetzt? Schät­zen Sie sich gern einmal selbst ein und fragen Sie dann viel­leicht nahe Freunde / Bekannte oder Verwandte, wie diese Sie einschät­zen würden. Manch­mal hilft dieser Selbst-Fremd­bild-Abgleich. Auch bei dieser Methode gilt: Schauen Sie gern immer wieder im Jahr auf Ihre Ziele und reflek­tie­ren Sie, wo Sie mit diesen stehen, warum Sie ggf. andere Wege einge­schla­gen haben. Am Ende des Jahres nehmen Sie noch­mal die Lebens­be­rei­che zur Hand und schät­zen sich wieder ein – Auf einer Skala von 1–10, wo stehen Sie? Folgen Sie Ihrem Bauch­ge­fühl.

Brief an das eigene Ich

In der Bera­tungs­ar­beit nutzen wir gern Briefe – wenn wir ein Trai­ning anlei­ten, lassen wir Teil­neh­mende am Ende aufschrei­ben, was Sie sich selbst wünschen, welche Ziele Sie sich für die nächste Zeit setzen und wie Sie diese konkret umset­zen. Die Teil­neh­men­den reichen uns dann Ihre (verschlos­se­nen) Briefe und wir versen­den Sie in einem ange­mes­se­nen Abstand (beispiels­weise 6 Wochen nach einem Trai­ning).
Der Brief an das eigne Ich kann aber auch wunder­bar jedes Jahr um dieselbe Zeit geschrie­ben werden – bestückt mit Wünschen und Hoff­nun­gen für die eigene Zukunft. Dabei kann der Brief hand­schrift­lich geschrie­ben werden (und Sie verste­cken diesen dann ein Jahr lang) oder Sie nutzen eine Mail mit der Funk­tion „Sende­da­tum in der Zukunft“. Oft ist die Freude groß, ein Jahr später von sich selbst zu lesen.

Tägli­che Refle­xion zu Tages­be­ginn oder ‑ausklang

Neben den eher lang­fris­ti­gen Refle­xi­ons­run­den, erle­ben wir tägli­che Refle­xion als berei­chernd – entwe­der zu Tages­be­ginn oder am Ende eines Tages. Vielen hilft dabei ein Notiz­buch samt Stift auf dem Nacht­tisch (oder in der Hand­ta­sche….).

Foto von mehreren Menschen, die in einem Razum sitzen und ein Zettel vor sich haben

Für den Tages­be­ginn eignen sich beispiels­weise folgende Fragen zur Refle­xion:

  • Worauf freue ich mich heute?
  • Mit welchem Körper­ge­fühl starte ich heute in den Tag?
  • Was macht mir heute Angst / was stresst mich?
  • Welches Grund­be­dürf­nis steckt dahin­ter?
  • Was kann ich heute selbst tun, um diesen Grund­be­dürf­nis zu befrie­di­gen?

Eine Über­sicht mit Grund­be­dürf­nis­sen finden Sie hier.

Für den Tages­ab­schluss empfeh­len wir beispiels­weise diese Fragen:

  • Was hat mich heute zum Lächeln gebracht? Worüber habe ich mich heute beson­ders gefreut?
  • Welche Heraus­for­de­rung habe ich heute gemeis­tert?
  • Was hat mich heute genervt? Wie bin ich mit der Situa­tion umge­gan­gen? Was nehme ich mir für die Zukunft mit solchen Situa­tio­nen vor?
  • Was war merk­wür­dig (des Merkens würdig)?
  • Was hat mich heute zum Nach­den­ken gebracht und warum?
  • Was hat mir heute Ener­gie gege­ben, was hat mir Ener­gie gezo­gen?
  • Wie ist mein Körper­ge­fühl heute Abend – was kann ich tun, um jetzt zur Ruhe zu kommen?

Einige dieser Fragen lassen sich selbst­ver­ständ­lich auch als Abschluss­fra­gen in einem Work­shop oder Trai­ning nutzen – z.B. als Abschluss­runde im Plenum, bei einem Refle­xi­ons-Spazier­gang oder als Jour­nal­ling-Methode.

Refle­xion im Moment (der Gang auf den inne­ren Balkon)

Weni­ger fest an einen Tages­zeit­punkt gebun­den, aber ein berei­chern­der Teil im acht­sa­men Umgang mit sich selbst sind bewusste Momente, in denen spon­tan oder plötz­lich Gefühle bzw. Anspan­nun­gen aufkom­men. Wenn Sie dann kurz inne halten und nach­spü­ren, können Stille Fragen an sich selbst sein:

Wo spüre ich etwas? Wie spüre ich es? Was genau macht das mit mir? Ggf. auch: Warum bin ich gerade ange­spannt? Was kann ich jetzt tun, um mit diesem Gefühl umzu­ge­hen?

Wir hoffen, Sie finden die Zeit eine dieser Metho­den zu probie­ren. Senden Sie uns auch gern weitere Metho­den zur Refle­xion – wir lassen uns gern inspi­rie­ren und freuen  uns wie immer auf Ihre Fragen oder Ihr Feed­back in den Kommen­ta­ren – oder direkt via E‑Mail.