Mitarbeitendengespräche, die was bringen: 10 Tipps für Führungskräfte
16. Oktober 2024 von Philipp Scharff
Mitarbeitendengespräche sind ein wichtiges Element erfolgreicher Personalführung. Gleichzeitig werden sie zunehmend durch standardisierte Gesprächsbögen sinnentleert. Das Ergebnis ist nicht selten Frust auf allen Seiten. Was können Sie tun, um die Kraft der Gespräche wieder zu erwecken?
Mal ehrlich: Freuen Sie sich auf Ihr nächstes Mitarbeitendengespräch? Oder kennen Sie jemanden, der oder die das tut? Was ist nur geschehen, dass ein Instrument, das so hilfreich und nützlich in der täglichen Führungsarbeit sein kann, so unpopulär geworden ist?
Wir beobachten folgende Tendenzen:
- Mitarbeitendengespräche werden zunehmend durch starre Leitfäden und vorgeschriebene Dokumentationen formalisiert;
- Weder Führungskräfte noch Mitarbeitende haben das Gefühl, wirklich miteinander zu sprechen, sondern genügen einer Formalie;
- Das führt zu Zynismus und Unzufriedenheit.
Dabei sind Mitarbeitendengespräche ausgesprochen wichtig und nützlich im Führungsalltag. Und zwar geht es dabei darum – nicht wie im Alltag, Jour Fixes oder Projektbesprechungen – darüber zu sprechen, was als nächstes zu tun ist. Es geht darum, die gemeinsame Zusammenarbeit zu reflektieren. Also zu fragen: „Wie ging es Dir und mir in der Zusammenarbeit?“ „Welche Freuden und welche Irritationen sind entstanden?“ „Und was können wir beide tun, um in Zukunft noch besser oder weiterhin gut zusammenzuarbeiten?“
Bei einem Mitarbeitendengespräch geht es also um Kontakt, Offenheit, Vertrauen und Interesse. All das wird durch übermäßige Formalisierung gestört. Unsere Empfehlungen lauten daher:
Unsere Top 10 für Mitarbeitendengespräche
1. Legen Sie den Leitfaden beiseite
So gut gemeint und großartig formuliert manche Leitfäden für Mitarbeitendengespräche sind: Häufig verhindern sie den direkten Kontakt zwischen Führungskraft und Mitarbeiter*in. Dieser Kontakt ist aber das, was ein echtes Mitarbeitendengespräch wirksam und erfolgreich werden lässt.
2. Verzichten Sie auf „Schulnoten“
Nicht selten beobachten wir in Organisationen Vorlagen für Mitarbeitendengespräche, die in ihrer Wirkung einen starken „Ich werde hier bewertet wie in der Schule“-Kontext aufmachen. Wenn zum Beispiel die Teamfähigkeit der Mitarbeitenden auf einer Skala von 1–5 eingeschätzt werden muss. Das hat fatale Auswirkungen. Denn das Gespräch, in dem es eigentlich um einen vertrauensvollen Austausch gehen soll, wird bestenfalls zur „Zeugnisübergabe“ und schlechtestenfalls zum großen Frusterlebnis.
3. Setzen Sie einen klaren Fokus
Definieren und kommunizieren Sie im Vorfeld, was Sie im Gespräch erreichen möchten. Unser Vorschlag: Verstehen Sie das Gespräch grob wie eine Retrospektive. Das heißt: „In unserer Zusammenarbeit in den letzten 3 Monaten: Welche Freuden und welche Irritationen sind entstanden?“ „Und was können wir beide tun, um in Zukunft noch besser oder weiterhin gut zusammenzuarbeiten?“ „Welche gegenseitigen Erwartungen haben wir dafür aneinander?“
4. Gründliche Vorbereitung
Sowohl Führungskräfte als auch Mitarbeitende sollten sich gut vorbereiten – und die Möglichkeit zur Vorbereitung haben. Dafür ist es wichtig, den Fokus des Gespräches rechtzeitig an die Mitarbeitenden zu kommunizieren und zu bitten, sich entsprechend vorzubereiten. Diese Vorbereitung braucht Zeit auf beiden Seiten – und bestimmt stark mit über die Qualität des Gespräches.
5. Passendes Setting wählen
Schaffen Sie eine Atmosphäre, in der Sie und die Mitarbeitenden sich wohlfühlen, ihre Meinungen, Ideen und Bedenken offen zu äußern und in der Sie ungestört sprechen können. Das bedeutet praktisch: Keine Terminhetze, keine Unterbrechungen, kein Abhaken eines Gesprächsprotokolls. Manchmal ist ein Spaziergang gut geeignet – oder ein neutraler Gesprächsort.
6. Konstruktives Feedback geben und empfangen
Üben Sie sich im Geben und Annehmen von Feedback. Fokussieren Sie auf konkrete Verhaltensweisen und deren Auswirkungen, nicht auf die Person. Eine Einführung in professionelles Feedbackpraxis hilft, wirksameres Feedback zu geben. Denn: Wir erleben es recht selten, dass Feedback so gegeben wird, dass die andere Seite es auch annehmen kann. Laden Sie als Führungskraft zudem aktiv zu Feedback ein, fragen Sie nach, versuchen Sie Ihr Gegenüber bestmöglich zu verstehen.
In unserem bevorstehenden Training Führungskräfteentwicklung erhalten Sie in einem vertrauensvollen Rahmen wertvolle Tipps für konstruktives Feedback, die Sie sofort in Ihrem nächsten Mitarbeitendengespräch anwenden können.
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7. The Coaching Habit
Gehen Sie nicht davon aus, ihr Gegenüber bereits zu kennen und verstanden zu haben. Stellen Sie Fragen und bleiben sie neugierig. Was meint die Mitarbeiterin, wenn Sie sagt, dass sie im Projekt x unzufrieden war? Worüber genau? In welchen Situationen? Was wäre hilfreich gewesen? Gibt es eine Bitte oder Anliegen an Sie?
8. Gehaltsthemen ausklammern
Trennen Sie Mitarbeitendengespräche klar von Gehaltsverhandlungen. Dies ermöglicht einen offeneren Austausch über Leistung und Entwicklung und lässt das oft mit Angst oder Stress besetzte Thema Geld außen vor. Rahmen, Ziel und beabsichtigter Modus sind für das Gespräch ausschlaggeben und bedürfen daher einer Vorabklärung: Worüber sprechen wir heute (nicht)?
9. Ergebnisse nachverfolgen
Sollten Sie konkrete Vereinbarungen getroffen und Entwicklungsziele definiert haben, dokumentieren Sie diese im Nachgang gemeinsam. Planen Sie konkrete Schritte zur Umsetzung und Überprüfung ein. Das zeugt von Konsistenz und Bestätigung der guten Absichten hinter den Gesprächen und bietet den Raum, gemeinsam an etwas zu arbeiten.
10. Regelmäßigkeit etablieren
Führen Sie Mitarbeitendengespräche in regelmäßigen Abständen, nicht nur einmal im Jahr. Dies ermöglicht eine kontinuierliche Entwicklung und frühzeitiges Reagieren auf Herausforderungen. Erhöhte Kommunikationspraxis birgt viel Potenzial: Zugehörigkeit, Kompetenzempfinden, Wissensmanagement und psychologische Sicherheit.
Durch die Anwendung dieser Tipps können Sie eine Gesprächskultur etablieren, die sowohl die individuelle Entwicklung als auch den Organisationserfolg unterstützt. Nutzen Sie diese Gelegenheiten, um Vertrauen aufzubauen, Potenziale zu entfalten und gemeinsam an der Verwirklichung Ihrer Mission zu arbeiten.
Entwickeln Sie Ihre Führungskompetenzen weiter: Lernen Sie, souverän Feedback zu geben, Ihr Team zu motivieren und klar zu kommunizieren. In unserem Führungskräftetraining im Dezember haben Sie den Raum Ihre Rolle als Führungskraft zu reflektieren, sich mit Führungskräften aus anderen Organisationen zu vernetzen und erhalten praxisnahe Tools für den Führungsalltag. Sichern Sie sich jetzt Ihren Platz und stärken Sie Ihre Führungskompetenzen für nachhaltigen Erfolg im Führungsalltag.