Rollenbasiert Arbeiten für optimale Wertschöpfung
24. Mai 2023 von Gisa Roesen und Julian-G. Mehler
Rollen geben Rahmen und Struktur
Jeder Mensch trägt ein ganzes Bündel von Rollen durch sein Leben; schlüpft mal in diese, mal in jene. In einem Moment sind wir Eltern, im nächsten Freundin, dann Schiedsrichter und kurz darauf Arbeitskollegin. Nicht selten tragen wir mehrere Rollen gleichzeitig. Rollen helfen uns, uns der Situation angemessen zu verhalten und flexibel zu agieren – so, wie die Situation und die Beteiligten es erfordern. Die Rolle gibt den Rahmen vor und klärt den Autonomierahmen – mitsamt Erwartungen an die Rolle.
Auch in der agilen Organisation sind Rollen wesentlich. Sie geben der Organisation ihre Struktur, beschreiben, welche Kompetenzen, Verantwortlichkeiten und Aufgaben eine Organisation braucht, um ihren Zweck zu erfüllen und die beste Wertschöpfung zu erreichen. Im Gegensatz zu Positionen können Rollen schnell verändert, weiterentwickelt oder auch abgeschafft werden. Organisationen können über Rollen daher dynamisch arbeiten und ihre Governance kontinuierlich anpassen.
In Rollen transparent und selbstorganisiert zusammenarbeiten
Wie im Privatleben nehmen Menschen in der rollenbasierten Organisation mehrere Rollen ein. Diese helfen, Verantwortung transparent zu teilen und Arbeit flexibel und selbstorganisiert zu gestalten. Denn bei der rollenbasierten Zusammenarbeit geben die Rollen den Mitarbeitenden einen delegierten Verantwortungs- und Autonomiebereich. Innerhalb dieses Bereiches können sie autonom handeln und entscheiden. Müssen es sogar.
Die Voraussetzung dafür: Die Rollen müssen klar definiert sein mit Blick auf Zweck, Verantwortlichkeiten bzw. Aufgaben (s. Beispiel unten). So erhalten Rolleninhaber*innen einerseits Autonomie. Anderseits – quasi als Kehrseite der Medaille – werden bestimmte Erwartungen an sie als Rolleninhaber*in gerichtet.
Wichtig: Es gibt eigentlich keine allgemeingültigen Standardrollen. Jede Organisation, jedes Team und damit jeder Wertschöpfungsprozess brauchen ein passendes Set an Rollen – wobei die einzelnen Mitarbeitenden unterschiedlich viele und unterschiedlich aufwändige Rollen übernehmen können. Wichtig ist, dass die Rollen zu ihrer Kompetenz, zu anderen Verantwortlichkeiten und zur Auslastung passen. Faktoren wie Nähe, Hierarchie, Anerkennung, Betriebszugehörigkeit oder Ähnliches sollten hingegen keine Rolle spielen.
Vorteile rollenbasierten Arbeitens
Im Vergleich zu einmalig im Arbeitsvertrag festgelegten Positionen der Mitarbeitenden bringen konkretisierte Rollen klare Vorteile für die Organisation – und sorgen hierüber letztlich für eine optimale Wertschöpfung:
- Kompetenzbasierte Rollenbesetzung nutzt Diversität. Menschen sind unterschiedlich. Das kann (und sollte) die Organisation nutzen: indem sie ihren Mitarbeitenden die Rollen gibt, die möglichst gut zu deren Kompetenzen und Stärken passen. So können sie sich optimal einbringen und gegenseitig gut ergänzen. Für die Organisation bedeutet das: eine kraftvollere und wirksamere Wertschöpfung.
- Entscheidungsautonomie motiviert und stärkt. In der rollenbasierten Zusammenarbeit ist zentral, dass die Mitarbeitenden innerhalb des Verantwortungsbereichs ihrer Rollen eigenständig entscheiden – ohne z. B. auf eine Entscheidung der Führungskraft zu warten. Das stärkt die Motivation, die Führungskompetenz und sorgt für Potenzialentfaltung auf allen Ebenen.
- Spannungen treiben Veränderungen voran. Rollen sollten immer einer gewissen Spannung ausgesetzt sein, indem sie stetig beobachtet und geprüft werden: Teammitglieder teilen, wie sie die Rollen wahrnehmen und ob sie nach wie vor zu den Aufgaben passen. Passen sie nicht mehr, werden die Rollen angepasst und umgestaltet. Damit entwickelt sich auch die Organisation kontinuierlich weiter.
- Selbstorganisation sorgt für effizientere Prozesse. Das Zusammenspiel der unterschiedlichen verantwortlichen Rollen macht Prozesse schlanker und effizienter. Denn Entscheidungen werden dort getroffen, wo sie gebraucht werden – und müssen sich nicht erst den Weg durch die gesamte Organisation bahnen.
Rollenstruktur = Voraussetzung für moderne Organisationen
Eine Organisation mit Rollen zu strukturieren, ist eine grundlegende Voraussetzung für moderne Organisationen. Denn Rollen sorgen nicht nur durch die hier aufgezeigten Punkte für eine optimale Wertschöpfung. Sich dauernd verändernde Rahmenbedingungen in der Umwelt der Organisation verlangen auch nach hoher Selbstorganisation und Agilität. Hier ist rollenbasiertes Arbeiten ein kraftvolles Werkzeug – allerdings alles andere als ein Selbstläufer.
In weiteren Artikeln zum Thema werden wir daher die Facetten und Knackpunkte der rollenbasierten Zusammenarbeit weiter beleuchten. Und freuen uns über Anregungen: Schreiben Sie uns gern Ihre Themen und Anliegen rund um das Thema an julian.mehler@denkmodell.de.
Und falls Sie in Ihrer Organisation praktische Unterstützung rund ums rollenbasierte Arbeiten suchen, kontaktieren Sie uns gern unter berlin@denkmodell.de.