Work­shop Stär­ken – stär­ken­ba­sierte Führung in Teams

1. März 2019 von Desiree Bösemüller
Bild einer Zeichnung mit Fragen wie "Wie geht es mir jetzt?"

In der vergan­ge­nen Woche haben zwei unse­rer denk­mo­dell Kolleg*innen, Phil­ipp Scharff und Julia von Kanitz, einen inter­nen Work­shop zum Thema „Stär­ken“ gege­ben. Diesen Work­shop bieten sie vor allem für Führungs­kräfte an, die sich mit dem Thema „stär­ken­ba­sierte Führung“ ausein­an­der­set­zen. Stär­ken­ba­sierte Führung meint dabei, sich auf die Stär­ken der Mitar­bei­ten­den zu fokus­sie­ren, diese zu fördern und weiter­zu­ent­wi­ckeln, um die Poten­ziale der Mitar­bei­ten­den zu entfal­ten. Oft wird (unbe­wusst) leider ein ande­rer Weg gewählt: Führungs­kräfte versu­chen, Schwä­chen der Mitar­bei­ten­den zu iden­ti­fi­zie­ren und „auszu­bü­geln“ – diese Defi­zit­ori­en­tie­rung sorgt meist für Frust und Enttäu­schung.

Bei denk­mo­dell haben wir den Work­shop als Anlass zum inter­nen Team­buil­ding und zur Weiter­bil­dung genom­men. Im Folgen­den ein paar Impulse aus dem Work­shop:

Warum wir beim Einstieg auch über Pinguine und Horo­skope spra­chen

Als Mitmach-Voraus­set­zung muss­ten alle Teil­neh­men­den im Vorfeld den Gallup Stär­ken­test  machen (online, dauert etwa 30 Minu­ten, Kosten­punkt ca. 20 Euro). Mithilfe des Tests erfährt jede*r seine*ihre eige­nen Top 5 Stär­ken inklu­sive Lektüre zu Defi­ni­tio­nen, Erläu­te­run­gen und Hand­lungs­emp­feh­lun­gen. Gesagt, getan – alle denkmodeller*innen kamen mit den Test­ergeb­nis­sen zum Work­shop! Das hat schon mal geklappt.

Phil­ipp Scharff öffnete mit den Worten „Dieser Work­shop ist ein Start­punkt für die Ausein­an­der­set­zung mit den eige­nen Stär­ken. Es ist ein Impuls, um über Stär­ken ins Gespräch zu kommen.“ – dann las er uns die Geschichte vom Pinguin von Eckhard von Hirsch­hau­sen vor:

„Diese Geschichte ist mir tatsäch­lich passiert. Ich war als Mode­ra­tor auf einem Kreuz­fahrt­schiff enga­giert. Da denkt jeder: „Mensch toll! Luxus!” Das dachte ich auch. Bis ich auf dem Schiff war. Was das Publi­kum angeht, war ich auf dem falschen Damp­fer. Die Gäste an Bord hatten sicher einen Sinn für Humor, ich hab ihn nur in den zwei Wochen nicht gefun­den. Und noch schlim­mer: Seekrank­heit hat keinen Respekt vor der Appro­ba­tion. Kurzum: ich war auf der Kreuz­fahrt kreuz­un­glück­lich.

Endlich! Nach drei Tagen auf See, fester Boden. „Das ist wahrer Luxus!” Ich ging in einen norwe­gi­schen Zoo. Und dort sah ich einen Pinguin auf seinem Felsen stehen. Ich hatte Mitleid: „Musst du auch Smoking tragen? Wo ist eigent­lich deine Taille? Und vor allem: hat Gott bei dir die Knie verges­sen?” Mein Urteil stand fest: Fehl­kon­struk­tion.

Karikatur von einem Pinguin

Dann sah ich noch einmal durch eine Glas­scheibe in das Schwimm­be­cken der Pinguine. Und da sprang „mein“ Pinguin ins Wasser, schwamm dicht vor mein Gesicht. Wer je Pinguine unter Wasser gese­hen hat, dem fällt nix mehr ein. Er war in seinem Element! Ein Pinguin ist zehn­mal wind­schnit­ti­ger als ein Porsche! Mit einem Liter Sprit käme der umge­rech­net über 2500 km weit! Sie sind hervor­ra­gende Schwim­mer, Jäger, Wasser-Tänzer! Und ich dachte: „Fehl­kon­struk­tion!”
Diese Begeg­nung hat mich zwei Dinge gelehrt. Erstens: wie schnell ich oft urteile, und wie ich damit komplett dane­ben liegen kann. Und zwei­tens: wie wich­tig das Umfeld ist, ob das, was man gut kann, über­haupt zum Tragen kommt.

Wir alle haben unsere Stär­ken, haben unsere Schwä­chen. Viele stren­gen sich ewig an, Macken auszu­bü­geln. Verbes­sert man seine Schwä­chen, wird man maxi­mal mittel­mä­ßig. Stärkt man seine Stär­ken, wird man einzig­ar­tig. (…) Menschen ändern sich nur selten komplett und grund­sätz­lich. Wenn du als Pinguin gebo­ren wurdest, machen auch sieben Jahre Psycho­the­ra­pie aus dir keine Giraffe. Also nicht lange hadern: Bleib als Pinguin nicht in der Steppe. Mach kleine Schritte und finde dein Wasser. Und dann: Spring! Und Schwimm!
Und du wirst wissen, wie es ist, in Deinem Element zu sein.“

Es folgte eine kleine Aufstel­lungs­übung mit den folgen­den Fragen:

  • Wie gut könnt ihr euch mit euren Top 5 Stär­ken iden­ti­fi­zie­ren? Wie sehr tref­fen diese auf das zu, was ihr bereits von euch kennt? (Was hat ggf. zu Irri­ta­tio­nen geführt?)
  • Wie wohl fühlt ihr euch damit, eure Stär­ken mit ande­ren zu teilen?

Schnell stell­ten wir fest: Der Umgang mit unse­ren Stär­ken hat auch viel mit eige­nen Glau­bens­sät­zen und Werte­sys­te­men zu tun. Außer­dem schen­ken wir Stär­ken, die bei uns beson­ders stark ausge­prägt sind, keine beson­dere Bedeu­tung – weil sie uns ausma­chen, zu uns gehö­ren und im Selbst­bild als „normal“ einge­schätzt werden. Skep­ti­sche Stim­men frag­ten sich, ob die Top 5 Stär­ken nicht ein wenig wie Horo­skope sind – beim Lesen spricht uns manches daraus an, ande­res eben nicht. Auch Ihnen möch­ten wir an dieser Stelle empfeh­len, den Test (soll­ten Sie ihn machen wollen) nicht als „Wahr­heit“ zu verste­hen.

Die Ausein­an­der­set­zung mit den eige­nen Stär­ken im Fremd­bild und in der Selbst­re­fle­xion

Es folgte eine sehr wert­schät­zende erste Übung: In wech­seln­den Zweier-Konstel­la­tio­nen durf­ten wir verra­ten, welche Stär­ken wir bei unse­rem jewei­li­gen Gegen­über erken­nen (ohne dabei auf die Gallup Stär­ken achten zu müssen). Diese Übung brachte viel posi­tive Ener­gie!

Im nächs­ten Schritt ging es in die Selbst­re­fle­xion. Mit unse­ren Test­ergeb­nis­sen und einer Meta­plan­wand ausge­stat­tet, beka­men wir ausrei­chend Zeit, uns indi­vi­du­ell entlang von Leit­fra­gen mit unse­ren Stär­ken ausein­an­der­zu­set­zen. Fragen waren u.a.:

  • In welchen beruf­li­chen Situa­tio­nen hast du deine Stär­ken erle­ben / ausle­ben können?
  • Was ist der Kern dessen, was du dabei gerne tust?
  • In welchem Umfeld kommt diese Stärke beson­ders zum Tragen?  

Dann spra­chen wir in Klein­grup­pen über das Reflek­tierte. Teil­weise gab es hier einen sehr inten­si­ven, tiefer­ge­hen­den Austausch. Beson­ders schön war es, wenn Kolleg*innen von den konkre­ten Situa­tio­nen spra­chen und plötz­lich die Augen zu leuch­ten began­nen.

In einer zwei­ten Runde tauch­ten wir erneut in eine Selbst­re­fle­xion ein. Dieses Mal soll­ten wir alle Tätig­kei­ten, für die wir bezahlt werden, notie­ren und schließ­lich zuord­nen, welche Stär­ken wir bei diesen Tätig­kei­ten ausle­ben können bzw. bei welchen Tätig­kei­ten wir unsere Stär­ken kaum oder nur wenig ausle­ben können.

Im Anschluss gab es auch hier eine Vorstel­lung in Klein­grup­pen mit Austausch und Fragen.

Nach den zwei Runden waren viele von uns „voll – im Kopf und im Herzen“. Dennoch blieb die Frage offen: Wie weiter damit? Wir haben schnell beschlos­sen, diesen oder einen ähnli­chen Test noch­mal im Gesamt­team zu machen (leider konn­ten nicht alle denkmodeller*innen dabei sein). Außer­dem möch­ten wir diese Art des Austau­sches über Stär­ken noch mehr in unsere bereits bestehen­den Peer-Feed­back-Routi­nen einbauen. Vor allem aber möch­ten wir in Projektt­an­dems oder Projekt­teams geziel­ter auf die Beset­zung schauen – auch mit Blick auf hete­ro­gene, sich ergän­zende Stär­ken. Wir blei­ben also am Ball!

Ich darf verra­ten, dass es uns schwer fiel, nicht in die Diskus­sion „Was fehlt uns denn an Stär­ken?“ abzu­drif­ten – das war an diesem Tag nicht Ziel des Work­shops, obwohl es in der Zukunft durch­aus sinn­voll sein kann, auch dort noch­mal genauer hinzu­schauen.

Passend zum Thema …

Und zu guter Letzt noch eine Ted-Talk-Empfeh­lung – passend zum Thema:

https://www.ted.com/talks/ken_robinson_says_schools_kill_creativity

Wir hoffen, die Impulse helfen Ihnen, bei der eige­nen Ausein­an­der­set­zung mit Ihren Stär­ken. Wert­schät­zende Gesprä­che unter Kolleg*innen oder/und von Führungs­kraft zu Kolleg*in soll­ten für unse­ren Geschmack viel öfter Zeit und Raum finden. Probie­ren Sie uns aus – und schrei­ben Sie uns gern über Ihre Erfah­run­gen. Wir freuen uns, wie immer, über Feed­back, Kommen­tare oder Mail.

Jedes Projekt ist anders, aber wir gehen immer gleich in die Zusam­men­ar­beit: Mit vielen Fragen und einem offe­nen Ohr. Unsere unter­schied­li­chen Schwer­punkte der Orga­ni­sa­ti­ons­ent­wick­lung finden Sie hier.