Per Anhalter durch die Galaxis
7. November 2012 von denkmodell
„Das Fliegen ist eine Kunst oder vielmehr ein Trick. Der Trick besteht darin, dass man lernt, wie man sich auf den Boden schmeißt, aber daneben.“ Mit diesem Zitat aus dem Buch „Per Anhalter durch die Galaxis“ wurden 19 Teilnehmer*innen aus Mexiko, Indien, Südafrika, Polen, Österreich und Deutschland verabschiedet. Zuvor haben sie 14 Tage in Berlin an der Führungskräfteentwicklung „Education for Sustainable Development Leadership Training“ teilgenommen.
Konzipiert und durchgeführt wurde das Programm im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) von denkmodell gemeinsam mit dem „Kolleg für Management und Gestaltung“ nachhaltiger Entwicklung sowie der Firma „Wienecke, Hillebrecht und Partner“. Was hat nun aber das Eingangszitat mit „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ und einem Leadership Training zu tun? Und was bedeutet eigentlich das Thema „Leadership“ im Kontext von Bildung für nachhaltige Entwicklung?
Die aktuellen globalen Herausforderungen wie Klimawandel, Schuldenkrise und Konflikte bedrohen die Lebensgrundlagen künftiger Generationen und erfordern in unserer Gesellschaft Wissen, Kompetenzen und Verhaltensänderungen, um diese Herausforderungen zu verstehen und entsprechend zu handeln. „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ ist ein Bildungskonzept, das Kindern und Erwachsenen nachhaltiges Denken und Handeln vermitteln möchte. Sie sollen in die Lage versetzt werden, die Auswirkungen des eigenen Handelns einzuschätzen und entsprechende Entscheidungen zu treffen. Es geht also nicht nur um Wissen, sondern auch um die Kompetenz, selbst etwas verbessern zu können.
Grundlegendes ändern
Diese Kompetenzen haben auf den erst Blick viel mit Führungskompetenzen, also „Leadership“, gemeinsam, schließlich geht es darum, komplexe Strukturen zu verstehen, Ideen zu entwickeln und Veränderungen zu initiieren und zu begleiten. Unsere bestehenden Bildungskonzepte und Systeme können dies meist nur unzureichend leisten, und es bedarf daher eines grundlegenden Wandels. Hierzu hat die GIZ 19 junge Menschen ausgewählt – darunter Mitarbeiter*innen aus Ministerien und NRO, selbständige Unternehmer*innen aus dem Bereich erneuerbare Energien, ein Schulleiter*innen und der Bildungsbeauftragte eines Zoos. Alle kamen nach Berlin, um zu lernen, aktiv zu werden und ein Netzwerk zu bilden, das auch über das Training hinaus aktiv Bildung für nachhaltige Entwicklung fördert.
Und was haben die Teilnehmenden nun genau gelernt? Einerseits so vielfältige Themen wie systemisches Denken, Kooperationsmanagement, Whole School Approach oder Schulmanagement für Bildung für nachhaltige Entwicklung. Andererseits heißt ein „Leadership Training“ nicht nur so, weil es Fachthemen und Managementthemen verbindet, sondern es muss auch genügend Raum zur Reflexion, Diskussion und Arbeit an der eigenen Person geben – und, besonders wichtig, zur aktiven Mitgestaltung des gesamten Curriculums. Gerade die Möglichkeit, dass die Teilnehmenden ihre Lernziele und Inhalte mit beeinflussen können, musste von Beginn an bei der Konzeption des Programms bedacht werden.
Funktioniert hat das mit einer kontinuierlichen und engen tutoriellen Betreuung der Teilnehmenden und einer prozesshaften Vorgehensweise, bei der sich die Trainer*innen auf Tempo und Richtungsvorgaben der Teilnehmenden einlassen und „Störungen“ und gruppendynamische Ereignisse konsequent bearbeiten mussten.
Kommen wir zurück zum Eingangszitat: Der Fokus auf Gestaltung und Veränderung hilft dabei, „den Boden zu verfehlen“. Wer sich nur auf das Fallen und sogar den Aufprall konzentriert, wird es nie schaffen, zu fliegen. Die Teilnehmenden des ESD Leadership Training sind genau damit beschäftigt, indem sie in Deutschland entwickelte Innovationsprojekte in ihren Heimatorganisationen umsetzen und für die Präsentation ihrer Ergebnisse wieder nach Deutschland zurückfliegen. Während des Trainings entstand auch ein Lied und ein Musikvideo, in dem die Teilnehmer*innen den gruppendynamischen Prozess und ihre Lernerfahrung verarbeiten. (Aus rechtlichen Gründen ist es uns leider nicht möglich, das Video der Öffentlichkeit vorzustellen.)