Was wir von Gründer/innen lernen können – Impulse vom Entrepreneurship Summit 2018
30. Oktober 2018 von Desiree Bösemüller
Wir haben uns in diesem Jahr mal auf den Entrepreneurship Summit gewagt. Gemeinsam mit 1.500 anderen Teilnehmenden waren wir mittendrin. Das Motto 2018: „David gegen Goliath – Wie wir die Ökonomie in die eigene Hand nehmen können“. Der jählich stattfindende Summit wurde von der Stiftung Entrepreneurship initiiert. Was uns besonders inspiriert hat, möchten wir mit Ihnen teilen:
Wir Menschen sind zu blöd
Beim Stichwort Nachhaltigkeit wird der Ton strenger. In mehreren Keynotes gab es appellierende Worte – an uns alle! In der Keynote von Professor Hüther hieß es beispielsweise „Ich halte es nicht mehr aus, noch länger zuschauen zu müssen, wie eine im Hirn in die Irre geleitete Spezies dabei ist, diesen Planeten zu ruinieren.“ Und Frau Griefahn (Ministerin a.D.) ließ verlauten „Die Materialien, die wir haben, sollten wir nicht als Abfall betrachten. In der Natur gibt es keinen Abfall. Wir Menschen sind zu blöd gewesen – obwohl wir gestalten können – zu sagen, wir nehmen Materialien aus der Erde.“
Diese Appelle richteten sich selbstredend nicht nur an Gründer/innen. Wir von denkmodell versuchen unseren Fußabdruck zu reduzieren (durch CO2-Ausgleich bei Flügen, Bahnfahrten innerhalb Deutschlands, Viva con Agua, regionalem Obst und Gemüse u.v.m.). Sie können das auch – privat, im Team oder in der Organisation! Und falls Sie Ideen haben, was wir noch besser machen können: Wir freuen uns darauf – denn den Anspruch schon „alles richtig“ zu machen haben wir ganz sicher nicht.
Philosophien & Werte leben
Oft wird gefragt: Was machen Gründer/innen anders? Eine Hypothese: Sie achten stärker auf die Werte und Philosophie Ihrer Unternehmen. Sie können das „Warum gibt es uns eigentlich und was zeichnet uns aus?“ in einer authentischen, gelebten Story verpacken. Da wären z.B. Raul Krauthausen vom Sozialhelden e.V. (z.B. Wheelmap, Wheelramp) und Waldemar Zeiler von einhorn (nachhaltige Kondome & demnächst Periodenprodukte), die Ihre Werte und Philosophie beim Summit sogar an die Wand beamen – und mit Selbstironie und Humor von ihren Organisationen berichten. Doch wie kommt man als Organisation zu solchen Werten? Oft nur gemeinsam! Und wenn die Werte tatsächlich gelebt werden, ergeben sich die Storys fast wie von selbst… Stimmen und Menschen zu hören, inspiriert immer wieder neu, sich auf die eigenen Werte zu besinnen und sie als Orientierung in den Mittelpunkt des Tuns zu stellen – dafür sind solche Summits schöne Gelegenheiten.
Mach es anders – aber mach es
Die Entrepreneure, die man auf dem Summit trifft, sind Macher/innen mit Herz und Kopf. Es gibt hier eine Reihe von Impulsen und Appellen, die auch für Angestellte, die vor Herausforderungen stehen, hilfreich sein können.
Prof. Faltin beispielsweise empfiehlt: Geh in den Wald und überlege „Was würdest du tun? Wie würdest du es machen?“ und dann schau dich um „Wie machen es die anderen?“. Es ist wie bei einem Deutschaufsatz, wenn wir erst abschreiben, fällt uns selbst keine Interpretation mehr ein. Wir unterschätzen oft unsere eigene Kreativität. Aber jede/r ist kreativ!
Prof. Mair wiederum meint: „If you don´t know how to learn, dont innovate“. Die Offenheit und Lernbereitschaft braucht es für die kreative Arbeit. Fehler passieren – da Innovation auch immer bedeutet Ungewissheiten in Wissen zu verwandeln.
Die Denkanstöße, die Waldemar Zeiler von einhorn dazu gibt:: (1) Der größte Hebel bist du selbst / dein Ego. (2) Sucht euch Verbündete und Partner auf Augenhöhe, mit denen ihr gern arbeitet. (3) Nutzt die Möglichkeiten der Zeit (teilt eure Geschichten, erzählt Geschichten auf Social Media).
Es geht anders
Sollten Sie bei dem „Mach es anders“ gestolpert sein und intuitiv gedacht haben „Das geht bei uns aber nicht“. Dann kommt hier der Rat von Frederik Laloux (Autor Reinventing Organizations): „Es geht anders. Wenn ihr Zweifel habt, an dem heutigen Managementmodell, denkt nochmal gut nach, ihr wisst, es gibt Alternativen“! Diese Alternativen lassen sich wunderbar in seinemBuch „Reinventing Organizations“ nachlesen – und es gibt quasi täglich neue inspirierende Versuche aus Organisationen unterschiedlichster Branchen und Größen, die versuchen Dinge anders zu machen und Agieren in Komplexität neu zu denken
Inspiration, Prototypen & Durchhaltevermögen
Einige Gründer/innen stellten ihre Ideen vor: Da gab es Schuhe aus Materialien wie Stein, Pilz oder Mais, den veganen Heringsalat oder auch ein Physiotherapiespiel, dass auch für Veranstaltungen gebucht wird – weil es eben Spaß macht.
Wenig überraschende aber dennoch umso deutlichere Gemeinsamkeiten zwischen den Gründer/innen: Sie haben sich inspirieren lassen, schnelle Prototypen und Tests durchgeführt (immer und immer wieder!) und sich mit Expert/innen zusammengetan, um letztlich gute, nachhaltige Produkte auf den Markt zu bringen.
Solche Produkte wurden nicht über Nacht zur Marktreife gebracht – es gab zum Teil mehrere Anläufe, Fehlversuche und Verbesserungen. Von der Idee zum Markt braucht es laut Faltin etwa vier Jahre. Haben Sie also Geduld bei innovativen Entwicklungsprozessen. Und gehen Sie davon ruhigen Gewissens davon aus: Sie werden zwischendurch mal scheitern, garantiert.
Wir hoffen, diese Impulse sind auch für Sie wertvoll. Wie immer freuen wir uns über Kommentare & Feedback.