„Anforderungen wie die Weltbank – aber mit fünf Leuten“
8. März 2021 von Carina Waldhoff
Astrid Karg und Carla Riedel moderierten im Februar den Ocean Expert Talk des Blue Action Fund, bei dem Geldgeber und ‑nehmer sich regelmäßig austauschen. Geschäftsführer Markus Knigge sprach mit uns über die Besonderheiten seiner Organisation, seine Anforderungen an professionelle Moderation und darüber, wann er Organisationen zu externer Unterstützung rät.
Markus, warum gibt es den Blue Action Fund?
70 Prozent der Erde ist mit Wasser bedeckt, 90 Prozent des Lebensraums befindet sich im Meer – aber weniger als ein Prozent der Gelder für Entwicklungszusammenarbeit fließen in den Schutz der Meere.
Wie darf ich mir eure Stiftung vorstellen?
Wir sind eine unabhängige Stiftung, verwalten aber öffentliche Gelder. Das bedeutet, dass wir es verwaltungstechnisch fast mit den Anforderungen einer Weltbank zu tun haben – das aber mit fünf Leuten (lacht). Hier machen alle alles, da kauft auch mal der Geschäftsführer die Druckerpatronen. Dazu kommt, dass wir hier sehr schnelle Prozesse und jeden Tag Veränderung haben – Ich würde das als agile Learning bezeichnen. Der Ocean Expert Talk alle zwei Jahre bietet noch einmal die Möglichkeit, mit Partnern und Geldgebern gemeinsam zu reflektieren und Verbesserungsvorschläge zu erarbeiten.
Beim Ocean Expert Talk vernetzen sich Geldgeber und ‑nehmer. 2019 fand diese Veranstaltung analog mit Teilnehmenden aus Asien, Afrika und Südamerika statt; im Februar 2021 als Online-Event. Was ist das Besondere an diesem Format?
Zunächst ist es überhaupt nicht selbstverständlich, Geldgeber und beispielsweise NGO-Vertreter in einen offenen Dialog zu bringen, auch Kritik zuzulassen und schnelles Lernen zu ermöglichen. Wir müssen aber viele Dinge testen und sind dafür auf das Feedback aller Partnerorganisationen angewiesen. Wir gehen ebenso transparent damit um, welche Dinge wir umsetzen, welche nicht und warum.
Ich habe sowohl viel Erfahrung mit als auch hohe Erwartungen an professionelle Facilitators. In der Zusammenarbeit mit denkmodell hat mir besonders gefallen, wie gründlich in der Vorbereitung beispielsweise auf potentiell schwierige Themen geschaut wurde und dass über die Moderation wirklich eine offene Atmosphäre geschaffen wurde.
Wir durften euch auch schon bei internen Themen begleiten. Worin siehst du den Vorteil von externer Unterstützung beispielsweise bei Teamentwicklung?
Ich weiß, dass die Kosten einer externen Begleitung für viele Organisationen ein Thema sind und man schnell geneigt ist, beispielsweise bei Veranstaltungen möglichst viel an Organisation und Moderation selbst zu übernehmen. In einem solchen Fall möchte ich aber Zuhörer sein können und intern braucht man, insbesondere wenn man die eigene Unternehmenskultur gestalten möchte, eine hierarchieunabhängige Moderation und auch mal neue Impulse.
Über den Blue Action Fund
Der Blue Action Fund wurde 2016 vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) gegründet. Schweden und Frankreich sind weitere Geldgeber. Die unabhängige Stiftung unterstützt NGOs darin, die Meere als Lebensraum zu schützen und lokale Communities in Afrika, Lateinamerika und Asien, die vom Meer leben, zu unterstützen.