Das erste Mal analog „nach Corona“? Unsere sieben Tipps für Ihr Team-Workshop Comeback
1. Juni 2021 von Albert Eckert
Spüren Sie auch schon freudige Erregung beim Gedanken an die erste Live-Veranstaltung seit Monaten mit Ihrem Team? Oder treibt Sie eher ein wenig Unsicherheit um, ob und wie Präsenzveranstaltungen nach der langen Zeit im Home-Office funktionieren? Unser Kollege Albert hat das Szenario schon einmal durchgespielt und gibt konkrete Tipps – unsere „Sieben Bs für das erste Team-Event nach der Corona-Zeit“.
Beginn: Auftakt statt Begrüßung
Üblicherweise beginnen Team-Veranstaltungen mit einer Chef*innen-Begrüßung und dann geht alles seinen gewohnten Lauf. Bitte nicht! Inszenieren Sie den Start: Während alle noch beim Morgenkaffee rumstehen, erklingt einladend Musik und es geht los mit gemeinsamer Bewegung – mit Abstand, angeleitet von der Moderation, einer Mitarbeiter*in oder der Führungskraft. Nutzen Sie den Auftakt, um zu zeigen, dass diesmal etwas anders ist; nutzen Sie den Schwung zur Veränderung!
Der Gestalt-Zyklus des Erlebens und der Veränderung (auch „Gestalt-Zyklus des Lernens und der Veränderung“ geht zurück auf das Kontaktmodell von Perls, Hefferline und Goodman, das vielfältig weiterentwickelt wurde und in der Organisationsberatung bei denkmodell eine wichtige Rolle spielt) beginnt mit der Wahrnehmung, mit dem Scannen des Bestehenden und einem Bewusstsein über das Wahrgenommene. Daraus wächst die Energie zur Veränderung: Laden Sie dazu ein, einander neu wahrzunehmen und Grenzen neu auszuloten. Soll der physische Abstand wieder wie früher sein oder bleiben Sie lieber etwas auf Corona-Abstand? Muss Händeschütteln wirklich wieder sein? Wie wollen Sie einander begrüßen? Nutzen Sie solche Fragen, um wieder neu miteinander in Kontakt zu kommen und Veränderungsenergie zu entfalten.
Begegnung und Veränderung statt Berieselung
Halten Sie keine Vorträge! Sehen Sie Corona als Chance, einiges neu zu gestalten. Knüpfen Sie dazu an das zurückliegende Jahr an. Leiten Sie ein mit einem Austausch in Zweier- oder Dreiergruppen über die Corona-Zeit: Was war besonders belastend? Was war besser als vorher? Im Team sammeln Sie anschließend, was besser lief und überlegen: Was davon wollen wir uns bewahren? Was können wir dazu ändern? Wie wollen wir künftig zusammenarbeiten? Kommen Sie von der bewussten Wahrnehmung der zurückliegenden Corona-Zeit zur Veränderungs-Energie für die Gegenwart.
Überlegen Sie gemeinsam, wie Sie die Zusammenarbeit in Zukunft gestalten:
- Wie viel Home-Office wollen Sie weiterführen?
- Welche Kernarbeitszeiten und welche Präsenzzeiten vor Ort benötigen Sie?
- Wollen Sie elektronische Tools nutzen, die Erreichbarkeit und Abwesenheit signalisieren?
- Wie schützen Sie Ihr Team vor endloser Arbeit „nach Feierabend“, wenn es den Feierabend so nicht mehr gibt?
- Brauchen Sie noch so viel Büroraum? Soll sich der Raum wandeln?
- Welche Team-Formate sollen online und welche in Präsenz stattfinden? Wie wird festgehalten, dokumentiert?
- Welche Meetings sollen verbindlich sein? Braucht es noch die „große Dienstbesprechung“, die es schon immer gab? Und: Wie lange wollen Sie ein neues Format ausprobieren?
Balkon statt Konferenzraum
Gehen Sie raus! Gelingende Begegnungen können eher im Garten oder auf der Dachterrasse stattfinden, die Arbeitsgruppe kann auf dem Balkon oder vor dem Küchen-Eingang sitzen. Das Lüften ergibt sich so nebenbei. Wenn Sie während des Workshops keine Gelegenheit haben, nach draußen zu kommen, sollte wenigstens ein Spaziergang mittags drin sein. Bewegung an frischer Luft tut allen gut, stiftet ungezwungenen Kontakt, wirkt beschwingter und setzt Energie frei. Sie können auch kleine Gruppen mit Aufgaben auf einen Spaziergang schicken. Da gibt’s anschließend bestimmt etwas zu erzählen!
Nach dem Team-Workshop verzichten Sie bitte auf den gemeinsamen Besuch eines Restaurants oder der Kegelbahn. Diesmal gibt’s eine Gartenparty, vielleicht sogar mit einem Spiel zum Auftakt!
Beiläufig schützen statt Plastik-Wahnsinn
Bitte packen Sie nicht alles in Plastik ein. Sie brauchen auch nicht überall Schilder mit Hygiene-Regeln aufzustellen, eins reicht. Wir kennen die Regeln mittlerweile!
Stellen Sie großzügig Schnelltests zur Verfügung mit viel Platz für alle, die sich noch vor der Veranstaltung testen (weil sie nicht doppelt geimpft oder genesen sind oder einen frischen Test mitbringen). In den Toiletten und im Raum verteilen Sie Spender für Handdesinfektion und Einweghandtücher. Stühle stehen in Abständen, ein paar Ersatzmasken und Einweghandschuhe liegen bereit, aber bitte nicht auf jedem Stuhl. Sorgen Sie vor allem dafür, dass überall gut gelüftet ist, eventuell mit Luftfiltern.
Tische lassen Sie möglichst draußen, damit die Räume großzügiger wirken und zur Bewegung einladen. Ideal ist es, wenn Sie eine Art Bühne für Aktion zur Verfügung haben, Gruppenbereiche und Räume für Rückzug und Reflexion, sei es einzeln oder in Gruppen.
Bowl statt Büffet
Am Essens-Büffet knubbeln sich oft die Menschen und fassen dieselben Servierlöffel an. Deshalb verzichten Sie darauf und ordern nach den Wünschen der Mitarbeiter*innen beispielsweise Bowls (gibt’s in vielen Städten auch beim Lieferservice und plastikarm verpackt). Damit bekommen alle etwas nach eigenem Geschmack inklusive ihrer eigenen Schüssel und Besteck.
Ähnlich einfach geht es in der Kaffeepause: Statt Obstschale und Kuchenplatte gibt es kleine Teller oder Gläschen mit Kuchenhappen samt Kuchengabel, vorgeschnittenes Obst und Nüsschen in Portionsschälchen mit Löffeln oder notfalls abgepackte Schokoriegel. Das bedeutet mehr Aufwand in der Küche, ist aber viel hygienischer und praktischer für Ihre Teilnehmer*innen. Gläser und Tassen sollten in großer Zahl bereitstehen und häufig abgeräumt werden (oder persönlich gekennzeichnet werden). Spender eignen sich besser als Krüge.
Essen bietet übrigens auch eine gute Gelegenheit, bewusster wahrzunehmen und sich zu besinnen. Probieren Sie mal die erste Viertelstunde in Stille. Erst dann dürfen nach einem Signal alle sprechen. Das Stimmengewirr danach werden Sie ganz neu erleben – und zugleich fokussierter sein.
Beteiligung hybrid statt Ausschluss
Hybrid funktioniert es auch! Bei Ihrem ersten Live-Workshop können nicht alle dabei sein? Um auch nicht-anwesende Team-Mitglieder einzubeziehen und sie wirklich zu beteiligen, braucht es einige Überlegung und etwas mehr Technik. Wir bei denkmodell teilen unsere ermutigenden Erfahrungen mit hybriden Veranstaltungen gern (praktische Tipps für hybrides Arbeiten und entsprechende Aufbauten hier. Einen Ausblick auf Arbeiten mit Virtual Reality und Augmented Reality haben Julian und Philipp auch schon gegeben).
Bewegen und Spüren statt Rumsitzen
Der tägliche Arbeitsweg fehlte in den letzten Monaten, das Fitness-Studio war dicht – Bewegungsmangel ist die Folge. Das sollte bei diesem Workshop nicht so sein!
Mit Spaziergängen und kleinen Übungen zwischendurch, die wir Energizer nennen (einen unserer denkzettel zu Energizern können Sie gratis herunterladen), kommt Bewegung in den Workshop. Gehen Sie gern noch einen Schritt weiter. Rücken Sie den Körper zeitweise in den Mittelpunkt: Wo im Körper spüren Sie die Corona-Zeit, was braucht Zuwendung? Nutzen Sie den Körper als Ihren persönlichen Kompass zu mehr Selbstfürsorge und Widerstandskraft, heute oft Resilienz genannt. Zu einem vertieften Körperbewusstsein helfen viele Atem- und Meditations-Techniken (Lucia beschreibt in diesem Blogbeitrag, welche Rolle Mindfulness in sich verändernden Organisationen spielen kann und bietet auch ein Training dazu an).
Am Ende des Gestalt-Zyklus des Erlebens und der Veränderung stehen Rückzug und Reflexion. Das sollte auch beim ersten Workshop „nach Corona“ so sein. Damit Gelerntes wirklich hängen bleibt und Veränderung nachhaltig wirkt, hilft es, sich zu vergegenwärtigen, was anders ist als vorher. Woran würden andere merken, dass sich bei uns etwas verändert hat? Was gewinnen wir, was verlieren wir? Was sollten wir tun, um das Gewonnene zu sichern?
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg und Freude bei Ihrem ersten Team-Workshop „nach Corona“! Was planen Sie, was hat gut (oder auch nicht so gut) bei Ihnen funktioniert? Auch bei denkmodell starten wir dieser Tage – sicher, vorsichtig und aufgeregt – wieder mit den ersten Präsenz-Kursen und werden berichten, wie’s läuft!
Bilder: denkmodell und Eiliv-Sonas Aceron von unsplash.com.