Ausbil­dung „Bera­tung und Orga­ni­sa­ti­ons­ent­wick­lung“ früher und heute

4. Juli 2017 von Sybil Dümchen

„The times, they are a chan­gin!” Bob Dylan 1964

Die denk­mo­dell Ausbil­dung „Bera­tung und Orga­ni­sa­ti­ons­ent­wick­lung“ läuft seit inzwi­schen im 8. Jahr­gang – und die Vorge­sprä­che mit den Interessent*innen für die  9. Ausbil­dung (Beginn März 2018) sind bereits im vollem Gange.

Wieder­holt ist die Frage nach dem „Was ist eigent­lich heute anders als früher?“ gestellt worden, so beim denk­mo­dell Ensem­ble im März 2017, wo denk­mo­dell-Grün­der Dirk Jung (Ausbil­der der ersten Stunde) und Geschäfts­füh­rer Marcus Quin­li­van (Ausbil­der seit dem Jahr­gang 5) sich dazu mit den Kolleg*innen – darun­ter auch ehema­lige Teil­neh­mende – austausch­ten. Grund genug, einmal syste­ma­ti­scher darzu­stel­len, wie sich die denk­mo­dell-Ausbil­dung entwi­ckelt hat.

Syste­misch-gestalt­ori­en­tier­ter Bera­tungs­an­satz

Bereits zwischen 2000 und 2002 hatte denk­mo­dell in El Salva­dor und Argen­ti­nien erfolg­reich einjäh­rige Ausbil­dun­gen für  Berater*innen von Unter­neh­mer­grup­pen durch­ge­führt. Dabei entstand die Idee, diese Erfah­rung zu nutzen und auszu­bauen und unsere Bera­tungs­kom­pe­tenz auch in Deutsch­land syste­ma­tisch weiter­zu­ge­ben. 2003 star­tete dann der erste denk­mo­dell Ausbil­dungs­gang in Berlin. Viele Elemente der Grund­struk­tur von damals haben sich bewährt und finden sich auch heute noch in unse­rem Ange­bot wieder. Dazu zählen die drei Säulen der Ausbil­dung mit einer konzep­tio­nel­len Land­karte, der Arbeit an der indi­vi­du­el­len Bera­ter­hal­tung und einem pral­len Metho­den­kof­fer. Wir arbei­ten seit Beginn mit dem syste­misch-gestalt­ori­en­tie­ren Ansatz, mit einer Mischung aus Präsenz- und Online-Modu­len, kolle­gia­len Lern­grup­pen und durch die Ausbilder*innen betreute Lern­pro­jekte.

Ganz prak­tisch verän­dert hat sich die Semi­nar­lo­gis­tik: 2003 hatte denk­mo­dell noch keine eige­nen Trai­nings­räume – Semi­nar­räume wurden ange­mie­tet. Heute finden die Ausbil­dungs­mo­dule größ­ten­teils in unse­ren eige­nen denk­mo­dell-Räumen statt. Das Lernen hat also einen festen Ort an der Spree: flexi­bel nutz­bare Räum­lich­kei­ten in vertrau­ter Atmo­sphäre. Bewusst veran­stal­ten wir jedoch weiter­hin drei Module  im Umland von Berlin, mit gemein­sa­mer Über­nach­tung und Abend­ge­stal­tung – den „Kultur­aben­den“ – ein Element zur Schaf­fung einer gemein­sa­men Basis für vertrau­ens­vol­les Lernen.

Stra­te­gie, Führung und Agili­tät

Viele Themen der Anfangs­zeit sind unver­än­dert aktu­ell: Dazu gehö­ren Change Manage­ment und Grund­la­gen der Bera­tung – als Basis des bera­te­ri­schen Hand­werks. Andere Elemente  haben wir mit der Zeit hinzu­ge­fügt – so z.B. ein Modul zum Erar­bei­ten von Prozess­de­sign, dem Planen und Aufset­zen länge­rer Bera­tungs­pro­zesse, da wir hier mit Edgar Schein einer Meinung sind, dass dies zur Grund­kom­pe­tenz von guten Berater*innen gehört.

Ganz selbst­ver­ständ­lich ist es für uns, alle Themen regel­mä­ßig unter die Lupe zu nehmen. Was brau­chen Orga­ni­sa­tio­nen und ihre Menschen derzeit? Wie verän­dert sich deren Umfeld? Was sind Heraus­for­de­run­gen, auf die alte und neue Antwor­ten gesucht werden? So haben wir beson­ders in den Berei­chen „Stra­te­gie-Entwick­lung“ und „Führung“ das Lern­an­ge­bot deut­lich geschärft und aktua­li­siert – Themen und Metho­den heute sind andere als die, die vor 15 und auch vor fünf Jahren im Ausbil­dungs­ka­len­der zu finden waren. Beson­ders spür­bar ist auch der Einfluss agiler Metho­den und neuer Orga­ni­sa­ti­ons­for­men. So vermit­teln wir mitt­ler­weile Scrum, Kanban und Design Thin­king zumin­dest in ihren Grund­la­gen. Auch lernen die Teil­neh­men­den, eine Busi­ness Model Canvas zu erstel­len und denken sich ein in die aktu­el­len Impulse von Frede­ric Laloux zu „inno­va­ti­ven Orga­ni­sa­ti­ons­for­men“.

Den Anspruch, in der Ausbil­dung praxis­ori­en­tiert zu arbei­ten, haben wir stän­dig erwei­tert. Neben der inten­si­ven Arbeit mit Fall­bei­spie­len, der Orga­ni­sa­ti­ons­dia­gnose eines realen Unter­neh­mens und dem betreu­ten Lern­pro­jekt arbei­ten wir seit kurzem verstärkt mit Ressource-Perso­nen, die spezi­fi­sche Fach-Inputs geben, und laden auch Modell-Kunden zum Austausch mit den Teil­neh­men­den ein.

Neben neuen Inhal­ten, gibt es aber natür­lich weiter­hin Metho­den, die bereits seit Beginn gelehrt und wohl so schnell auch nicht vom Lehr­plan gewor­fen werden, wie z. B.: Syste­mi­sche Szena­ri­en­ent­wick­lung, verschie­dene krea­tive und analoge Metho­den oder syste­mi­sche Frage­tech­ni­ken. In unse­rem Programm suchen wir nach einer Balance aus soli­dem Bera­ter­hand­werk  und  aktu­el­len Arbeits­wei­sen – als Antwort auf Kunden­wün­sche und die Bedarfe der Ausbildungsteilnehmer*innen, die sich natür­lich auch mit der Zeit verän­dern. Da z.B. immer mehr Teil­neh­mende bereits über gute Mode­ra­ti­ons-Kennt­nisse verfü­gen, ist das Thema „Mode­ra­tion von Grup­pen“ seit gerau­mer Zeit kein sepa­ra­tes Modul mehr, sondern wird als  Quer­schnitts­thema in allen Modu­len als Lernen in der Praxis behan­delt. Nach Bedarf können Teilnehmer*innen unse­rer Ausbil­dung  zusätz­lich auch unser offe­nes Trai­nings­an­ge­bot in Mode­ra­tion nutzen.

Etwas expe­ri­men­tiert haben wir in den ersten Jahr­gän­gen mit der Länge der Ausbil­dung. Knapp zwei Jahre erschei­nen manchen poten­zi­el­len Teil­neh­men­den lang und auch unser Bench­mark mit ande­ren Anbie­tern, auf die wir natür­lich hin und wieder „schie­len“, ließen uns etwas kürzere Zeiten auspro­bie­ren. Inzwi­schen sind wir uns aber unse­rer zwei Jahre sicher – Erfah­rung und Wissen muss „gekaut und verdaut“ werden. Und unsere Alumni geben uns in dieser Einschät­zung Recht.

Interne und externe Berater*innen

Schaut man sich die Teil­neh­men­den der Ausbil­dung an, so hat es auch hier Verän­de­run­gen gege­ben. Während die erste Gruppe noch neun 9 Teilnehmer*innen hatte, konn­ten wir in den  letz­ten vier Jahr­gän­gen jeweils 20 Teil­neh­mende begrü­ßen. Uns freut das, denn: Die Grup­pen­größe erlaubt mehr Austausch und Diskus­sion, größere Viel­falt an prak­ti­schen Fall­bei­spie­len und eine bessere Chance für die Teil­neh­men­den, passende Lernpartner*innen zu finden.

Darüber hinaus hat sich in den Jahren eine gewisse Gender-Balance einge­pen­delt: Während in den ersten Jahr­gän­gen noch deut­lich mehr Frauen als Männer teil­nah­men, war in den letz­ten drei Jahr­gän­gen die Gender­auf­tei­lung fast ausge­gli­chen. Trend oder Zufall ? Das ist nicht abzu­se­hen.

Ein abseh­ba­res Phäno­men ist jedoch, dass zuneh­mend mehr Vertreter*innen aus Perso­nal­ab­tei­lun­gen an der Ausbil­dung teil­neh­men. Orga­ni­sa­ti­ons­ent­wick­lung ist ein Zukunfts­thema für HR-Spezialist*innen, die in Unter­neh­men immer öfter interne Bera­tungs­funk­tio­nen über­neh­men. Die Mischung aus orga­ni­sa­ti­ons­in­ter­ner und –exter­ner Perspek­tive berei­chert das Lernen aus unse­rer Sicht sehr und wir achten darauf bei der Grup­pen­zu­sam­men­set­zung.

Netz­werk für Orga­ni­sa­ti­ons­ent­wick­lung

Foto von fünf Personen die nebeneinander sitzen und zuhören

Jede Gruppe ist natür­lich einzig­ar­tig und bisher waren alle OE-Grup­pen von erfri­schen­der Diver­si­tät geprägt – ein Vergleich über die Jahre fällt daher schwer. Allen Ausbil­dungs­gän­gen ist gemein, dass sich danach immer auch Koope­ra­tio­nen mit denk­mo­dell erge­ben haben. Viele Alumni sind heute Teil des denk­mo­dell-Ensem­bles, einige als freie Mitarbeiter*innen, andere als Kolleg*innen im festen Team. Und so ist denk­mo­dell auch gemein­sam mit der Ausbil­dung perso­nell gewach­sen. Und um unsere Viel­falt im Team auch in der Ausbil­dung noch besser zu nutzen, haben wir ab dem nächs­ten Jahr weitere Ausbilder*innen an Bord: Neben Sybil Dümchen (Ausbil­dungs­lei­tung), Dirk Jung, Ulrich Erhardt und Marcus Quin­li­van, berei­chern ab 2018 auch Julian‑G Albert, David Koschel und Anna Schulte die Ausbil­dung, u.a. in ihren thema­ti­schen Schwer­punk­ten Agili­tät, Konflikt-und Koope­ra­ti­ons­ma­nage­ment.

Die OE-Ausbil­dung von denk­mo­dell bleibt also in Bewe­gung – damit die von uns ausge­bil­de­ten Berater*innen gut auf die aktu­el­len Bedarfe der Orga­ni­sa­tio­nen und ihrer Mitarbeiter*innen vorbe­rei­tet sind. Ganz im Sinne unse­res denk­mo­dell-Leit­sat­zes „Für eine leis­tungs­fä­hige Orga­ni­sa­tion mit Sinn für die Menschen“.